Bei der Umsetzung des Unterrichts an Grund- und weiterführenden Schulen befinde man sich derzeit noch in einem "Prozess der Institutionalisierung", sagte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) am Mittwochabend in Wuppertal bei einer Diskussion. Angesichts von rund 320.000 Schülern muslimischen Glaubens in NRW müsse das Angebot noch deutlich ausgebaut und "Schritt für Schritt" umgesetzt werden. Dazu zähle auch die weitere Entwicklung von Lehrplänen sowie Konzeption und Druck von Schulbüchern zu dem Fach, kündigte Löhrmann an.
NRW hatte zum Schuljahr 2012/13 als erstes Bundesland den bekenntnisorientierten Religionsunterricht als ordentliches Unterrichtsfach eingerichtet. Nach Angaben des Beirates für den islamischen Religionsunterricht in NRW haben bislang mehr als 200 Lehrkräfte eine Lehrerlaubnis für den Religionsunterricht erhalten, davon seien allerdings erst 69 auch tatsächlich an Schulen tätig. Mehmet Soyhun, Mitglied des Beirats, bedauerte, dass noch nicht ausreichend Lehrer und Stellen für das Fach zur Verfügung stünden. Zugleich forderte er die Ministerin dazu auf, noch stärker als bislang auch "Seiteneinsteiger" für den islamischen Religionsunterricht einzusetzen.
Islamischer Religionsunterricht erlebt hohe Akzeptanz
Löhrmann verwies darauf, dass derzeit an der Universität Münster die ersten Lehrer für den islamischen Religionsunterricht ausgebildet werden. Nach ihren Angaben werden die ersten Absolventen im Jahr 2017 zur Verfügung stehen. Im kommenden Haushaltsjahr sollten zudem 50 Stellen für islamische Religionslehrer geschaffen werden.
Mit Blick auf die Diskussion um die Abschaffung des Kopftuchverbotes in NRW zeigte sich die Ministerin zuversichtlich, dass der entsprechende Satz im Schulgesetz bald gestrichen werde und auch Lehrerinnen mit Kopftüchern unterrichten könnten. Das Land setze damit die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts um, das ein entsprechendes Verbot gekippt hatte.
Der städtische Schuldezernent Stefan Kühn berichtete, dass derzeit in Wuppertal in vier Grundschulen und einer Hauptschule islamischer Religionsunterricht für rund 450 Schüler gegeben werde. Das Angebot erlebe bei Eltern und Kindern eine "hohe Akzeptanz".
In der Diskussion beklagten allerdings einige Rednerinnen, dass an Schulen und in der Lehrerschaft die Unterstützung für die Einführung des Faches bisweilen noch zu wünschen übrig lasse. Ministerin Löhrmann appellierte an die Anwesenden, zunächst eine Lösung in den Schulen zu suchen. Falls das nicht klappen sollte, könnten sich die Betroffenen in einem nächsten Schritt an die Schulaufsicht der Bezirksregierung wenden. Der Vertreter des Beirates empfahl den Eltern, gegebenenfalls Unterschriftenaktionen zu starten, um ihr Recht auf Durchführung des islamischen Religionsunterrichts durchsetzen zu können.