Auch beide Schauspielerpreise gingen an Franzosen: Der 55-jährige Vincent Lindon wurde für seine Rolle als um seine Würde ringender älterer Arbeitsloser in "La loi du marché" ausgezeichnet, die 47-jährige Emmanuelle Bercot für ihre Darstellung einer in den falschen Mann verliebten Frau in "Mon roi". Bercot teilt den Schauspielerinnenpreis mit der Amerikanerin Rooney Mara, die mit ihrer Verkörperung eines leidenschaftlich in eine Frau verliebtes Ladenmädchen im 50er-Jahre-Kostümfilm "Carol" überzeugte.
Der Grand Prix, die Silbermedaille des Festivals, ging an den ungarischen Regiedebütanten Laszlo Nemes für sein beindruckendes und Kontroversen auslösendes Holocaust-Drama "Son of Saul". Der taiwanesische Altmeister Hou Hsiao-sien wurde als bester Regisseur für seinen kunstvollen Martial-Arts-Film "The Assassin" geehrt. Den Jury-Preis gewann der Grieche Yorgos Lanthimos, der in seinem Film "The Lobster" eine absurde Welt zeichnet, in der das Single-Leben verboten ist. Für sein Drehbuch zum Drama um Palliativ-Pflege und Sterbehilfe wurde der Argeniner Michel Franco ausgezeichnet.
Die ökumenische Jury prämierte in diesem Jahr den Film des italienischen Regisseurs Nanni Moretti, "Mia madre", in dem der nahende Tod der Mutter ihre zwei längst erwachsenen Kinder aus der Bahn wirft.