Der Kabelsender TLC hat die seit 2008 laufende Reality-Show über das Ehepaar Michelle und Jim Bob Duggar und deren 19 Kinder aus dem Programm genommen. TLC sei "tief traurig" angesichts der "herzzerbrechenden Situation", heißt es auf der Webseite des Senders.
Die Duggars mit ihren "altmodischen" Lebensrichtlinien galten vielen konservativen Amerikanern offenbar als Modell für Familienwerte. Groß war der Schock, als das Magazin "In Touch Weekly" diese Woche Polizeidokumente über Ermittlungen im Jahr 2006 gegen den ältesten Sohn, Josh Duggar (27), veröffentlichte. Als Teenager habe Duggar laut Zeugenaussagen 2002 und 2003 fünf Mädchen wiederholt unsittlich angefasst. Vater Jim Bob habe das gewusst, sei aber nicht zur Polizei gegangen.
Duggars besuchen fundamentalistische Gemeinde
Im Magazin "People" erklärte Josh Duggar zu dem "In-Touch"-Artikel, die Sache tue ihm sehr leid. Die Eltern Michelle (48) und Jim Bob (49) räumten ein, ihr Sohn habe als Jugendlicher "sehr große Fehler" gemacht. Die Familie sei jedoch aufgrund dieser widrigen Umstände Gott näher gekommen. Laut "In Touch" wurde nie Anklage gegen Josh Duggar erhoben. Offenbar ist er auch nie psychiatrisch betreut worden. Er sei aber vier Monate in ein "christliches Programm" geschickt worden.
Die Reality-Show "19 Kids and Counting" verfolgt das turbulente Leben der Duggars und ihrer zwischen fünf und 27 Jahre alten Kinder. Die Duggars sind Mitglieder einer fundamentalistischen Kirchengemeinde. Das seit 1984 verheiratete Ehepaar verzichtet auf Geburtenkontrolle. Für den Nachwuchs gilt: kein Sex vor der Ehe, nicht einmal Küssen. Die Kinder werden zu Hause unterrichtet, um sie vor schädlichen Einflüssen zu schützen.
Die Familie ist in der republikanischen Partei aktiv. Der Präsidentschaftsanwärter Mike Huckabee nahm Josh Duggar in Schutz. Es gebe zwar keine Entschuldigung für dessen Verhalten, schrieb Huckabee auf Facebook. Es aber sei falsch, Josh Duggar und die Familie "in Misskredit zu bringen" und die "Geschichte aufzubauschen". Josh Duggar trat nach den Enthüllungen von seinem Posten im Family Research Council zurück, einem konservativen Lobbyverband gegen Homo-Ehe und Abtreibung.