"Im Großen und Ganzen haben die Journalisten gut und anständig gearbeitet", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstagsausgabe) in einem Interview. Es gebe heute bei jedem größeren Geschehnis, über das Medien berichten, sozusagen den Live-Ticker des Medienkritikers parallel zum Live-Ticker selbst. "Diese Art der Medienkritik verschlimmert die Dinge, statt sie zu bessern."
Angesichts der veränderten Bedingungen journalistischer Arbeit mit Digitalisierung und Echtzeit-Kommunikation sprach sich Filipovic für eine Überarbeitung des Pressekodex aus. Allerdings sei mit einer Neuformulierung des Pressekodex allein "natürlich noch nicht die Welt des Qualitätsjournalismus gerettet". Redaktionen sollten in angespannten Situationen "einen Gang herunterschalten". Live-Strecken zu einem Ereignis, zu dem die Reporter nichts Neues zu zeigen und zu sagen haben, sollten dem regulären Programm weichen. Darunter könne ein Laufband den Hinweis geben: "Wir unterbrechen die Sendung, sobald wir neue Informationen haben."
Als Beispiel für "Fehlleistungen" bei der Berichterstattung über den Absturz des Fluges 4U9525 am 23. März in den französischen Alpen mit zahlreichen Deutschen an Bord nannte Filipovic "die Art, in der Journalisten den trauernden Mitschülern der Absturzopfer in Haltern auf die Pelle gerückt" seien. Er verstehe, dass diese Bilder "eine gewisse Abscheu auslösen".
Ebenso aber sei nachvollziehbar, dass eine Redaktion ihre Reporter an solche Schauplätze schicke. "Hinschauen und Wissenwollen sind professionelle Reflexe des Journalisten." Es dürfe nicht vergessen werden, dass von Journalisten etwa beim Aufdecken von Korruption und Ungerechtigkeit gerade Impertinenz und Rücksichtslosigkeit verlangt würden, sagte Filipovic.