Dreieinhalb Wochen nach dem Germanwings-Absturz in den französischen Alpen wird an diesem Freitag mit einer zentralen Gedenkfeier der Opfer gedacht. Zum ökumenischen Gottesdienst am Mittag im Kölner Dom werden rund 1.400 Gäste erwartet, darunter mehr als 500 Angehörige der Opfer. Für jedes der 150 Todesopfer soll eine Kerze brennen. Beim staatlichen Trauerakt sprechen anschließend Bundespräsident Joachim Gauck und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sowie Regierungsvertreter aus Frankreich und Spanien. Die Trauerfeierlichkeiten werden im In- und Ausland live im Fernsehen übertragen, unter anderem in der ARD.
Der Gottesdienst solle Trauer ermöglichen und Trost und Hoffnung vermitteln, erklärte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, die den ökumenischen Gottesdienst gemeinsam mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gestaltet. Es könne nicht erklärt werden, warum Gott den Airbus-Absturz nicht verhindert habe, bei dem 150 Menschen starben, sagte die Theologin der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Freitagsausgabe). "Aber wir sind gewiss, dass er mit den Leidenden mitleidet, mit jedem Einzelnen. Dass keine Macht der Welt uns von seiner Liebe trennen kann."
Kardinal Woelki sagte am Freitag im Deutschlandfunk, den Opferfamilien könne nur schwer Trost gespendet werden. Er stehe genauso sprachlos vor dem, was geschehen sei, wie Tausende andere Menschen auch. Es sei aber wichtig, für den Anderen da zu sein und ihm ein wirkliches Mitleiden zu schenken. An die Medien appellierte der Kölner Erzbischof, die nötige Distanz und Respekt vor den Opfern zu wahren.
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundesratspräsident Volker Bouffier (alle CDU) sowie der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, nehmen an der Trauerfeier teil. Unter den Gästen sind zudem Vertreter der betroffenen Fluggesellschaft, Helfer aus der Absturzregion, Notfallseelsorger und Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdiensten. In ganz Nordrhein-Westfalen und an allen Gebäuden des Bundes wehten am Freitag die Fahnen auf Halbmast.
Der Airbus des Germanwings-Fluges 4U 9525 war am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf abgestürzt und in den Alpen zerschellt. Der Copilot sperrte nach den Erkenntnissen der Ermittler den Piloten aus dem Cockpit aus und brachte das Flugzeug dann absichtlich zum Absturz. Alle 144 Passagiere und sechs Crewmitglieder kamen dabei ums Leben. Die meisten Opfer stammen aus Deutschland und Spanien. Unter anderem starben 16 Schüler und zwei Lehrerinnen aus dem westfälischen Haltern, die auf dem Rückweg von einem Schüleraustausch in Spanien waren.
Der Absturz hat dazu geführt, dass Fluggesellschaften in Deutschland ein Vier-Augen-Prinzip im Cockpit eingeführt haben. Pilot oder Copilot dürfen demnach nicht mehr allein im Cockpit sein: Wenn einer von ihnen in die Kabine wechselt, muss eine Servicekraft solange im Cockpit Platz nehmen. Das neue Verfahren habe sich inzwischen eingespielt, berichtete die "Rheinische Post" nach einer Umfrage unter den Airlines Lufthansa, Germanwings, Air Berlin, EasyJet und Ryanair.