Nach der Morddrohung von mutmaßlichen "Pegida"-Anhängern gegen Mitarbeiter der Dresdner Kreuzkirche hat der evangelische Superintendent Christian Behr Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Der Vorfall während eines Friedensgebetes am Ostermontag in der Kreuzkirche sei Ausdruck einer gewachsenen Gewaltbereitschaft der "Pegida"-Demonstranten, sagte Behr dem Evangelischen Pressdienst (epd) am Dienstag in Dresden. Er erwarte, dass sich "Pegida"-Chef Lutz Bachmann zu den Vorfällen persönlich äußere und distanziere. Auch der sächsische Landesbischof Jochen Bohl reagierte bestürzt auf den Vorfall.
Behr zufolge sollen am Montagabend fünf bis sechs Personen in die Kirche gekommen sein, einige führten Fahnen mit sich. Sie hätten sich über das Glockengeläut während der wöchentlichen "Pegida"-Demonstration beschwert, die vor der Kirche auf dem Altmarkt stattfand. Ein Mann habe den beiden Mitarbeitern jeweils mit den Worten "... es könnte sein, dass ich dir die Kehle durchschneide" gedroht. Wie die Polizeidirektion Dresden mitteilte, hat die Kriminalpolizei die Ermittlungen aufgenommen. An dem Aufzug der islamfeindlichen Bewegung beteiligten sich nach Polizeiangaben mehr als 7.000 Menschen.
"Wir werden nicht weichen"
Der evangelische Landesbischof Bohl erklärte: "Das ist nun allerdings ein Vorgang, den ich mir nicht hätte vorstellen können" - eine "unverhohlene Gewaltandrohung". Seit etwa 30 Jahren wird jeden Montag in der Dresdner Kreuzkirche um 17 Uhr zum Friedensgebet eingeladen. Die Glocken läuten zum Gebet.
"Ich kann nur hoffen, dass die Ermittlungen dazu führen, dass die Täter für ihr Verhalten eine angemessene Strafe erhalten", fügte Bohl hinzu. Die Atmosphäre in Dresden habe sich über die Wochen hin deutlich wahrnehmbar verändert und werde "von einer gespannten Reizbarkeit bestimmt".
Erschreckend sei, dass Bürger wegen ihres Aussehens oder ihrer fremden Sprache von Feindseligkeiten berichteten, von Übergriffen und "Gehässigkeiten, die sie noch vor kurzem nicht einmal für denkbar gehalten hätten", erklärte der Bischof. Der Vorfall in der Kreuzkirche habe dies "leider nochmals bestätigt".
Behr zufolge finden die Friedensgebete weiter statt wie bisher. "Wir werden nicht weichen", sagte der Superintendent, "schon gar nicht mit den Glocken". Seit mehr als 30 Jahren werde mit dem Glockengeläut zum Gebet gerufen. Daran werde sich auch nach dem Vorfall nichts ändern.