Die bekanntgewordenen antisemitischen Übergriffe der vergangenen zehn Jahre in Deutschland zeigten, dass der Antisemitismus bei Jugendlichen aus muslimischen Sozialisations-Kontexten "eine problematische Größe darstellen kann", sagte der Wissenschaftler, der derzeit an der Universität Osnabrück lehrt, am Montagabend in Düsseldorf. Genaue Zahlen gebe es in Deutschland allerdings nicht, weil die Statistik die Religionszugehörigkeit der Täter nicht erfasse.
Eine Untersuchung aus dem Jahr 2010 mit muslimischen Schülern habe einen "israelbezogenen, religiös legitimierten und klassischen Antisemitismus" aufgezeigt, sagte Kiefer in seinem Vortrag im Haus der evangelischen Kirche. So habe jeder fünfte arabischstämmige Jugendliche der Aussage zugestimmt, "in meiner Religion sind es die Juden, die die Welt ins Unheil treiben". Der Aussage "Juden haben in der Welt zu viel Einfluss" hätten damals 35,8 Prozent der Befragten arabischen und knapp 21 Prozent der türkischstämmigen Jugendlichen zugestimmt.
"Immer dann, wenn es in Palästina hoch her geht, dann gibt es auch hier in Europa und in Deutschland antisemitische Übergriffe von Muslimen", sagte Kiefer. Dies sei schon längst kein Randproblem mehr, sondern eine massive Bedrohungslage.