Dritte Woche 2015: Du bist nicht, wofür man dich hält!

Dritte Woche 2015: Du bist nicht, wofür man dich hält!
Lk 19,1–10
Und er (Jesus) ging nach Jericho hinein und zog hindurch. Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt. Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen. Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden.

Als sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt. Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück. Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.

Ich grüße Sie herzlich, liebe Mitfastende!

Wir sind wunderbar gemacht und haben Talent, das haben wir bereits anschauen dürfen in den ersten beiden Wochen. Wir haben uns selbst angeschaut – unser Äußeres und das, was in uns steckt. In dieser Woche geht es um den Blick, den andere auf uns haben. Wie werden wir von anderen angeschaut? Dazu wird uns die Geschichte von Zachäus angeboten, der zunächst vor allem Jesus sehen will, dafür auf einen Baum klettert und dort wiederum von Jesus entdeckt wird. Jesus kehrt bei ihm ein, und der reiche Geldeintreiber Zachäus ändert noch am selben Abend sein Leben radikal. Es wird viel "gesehen" in dieser Geschichte: Die Mitbewohner sehen, dass Jesus zu Zachäus geht, und "murren". Sie sehen den Halsabschneider, als der er sich immer wieder gezeigt hat. Jesus sieht in ihm einen verlorenen Sohn Abrahams. "Du bist nicht, wofür man dich hält!" ist das Motto dieser Fastenwoche. Schauen wir also einmal genau hin, wer wen wofür hält. Beginnen wir mit der Geschichte, bevor wir auf uns selbst schauen.

Schritt 1: Wer ist Zachäus wirklich?

Lesen Sie bitte noch einmal die Geschichte aus dem Lukasevangelium langsam durch. Beantworten Sie dabei die folgenden Fragen:
Was genau sehen die Nachbarn von Zachäus, wenn sie ihm begegnen? Tragen Sie Ihre Beobachtungen hier ein:

 

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Was sieht Jesus genau, als er Zachäus auf dem Baum erblickt? Was geht ihm wohl durch den Kopf?

 

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Stellen Sie sich vor, dass Zachäus nach der Begegnung und dem Gastmahl mit Jesus wieder allein ist. Wie sieht er sich jetzt selbst? Was für ein Bild hat er von sich?

 

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Fragen Sie sich nun aus Ihrer eigenen Perspektive: Wer ist dieser Zachäus wirklich? Wofür halten Sie ihn? Wird er Ihrer Meinung nach umsetzen, was er so vollmundig angekündigt hat? Die Bibel erzählt nicht, wie die Geschichte weitergeht. Schreiben Sie einmal auf, wer dieser Zachäus Ihrer Meinung nach ist:

 

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Schritt 2: Wer sagen die Leute, dass ich sei?

Jede und jeder von uns hat verschiedene Rollen im eigenen Leben auszufüllen. Überlegen Sie einmal: Sie haben Verwandte, für die Sie jeweils eine besondere Rolle spielen. Sie haben Freunde und Bekannte, Nachbarn, Kolleginnen, Geschäftsbeziehungen, Partner und Konkurrenten. Sie werden angesehen von all diesen Menschen, und alle sehen etwas anderes in Ihnen. Selbst Menschen, die Sie noch niemals zu Gesicht bekommen haben, haben ein Bild von Ihnen. Die Kaffeepflückerin in Brasilien hat ein Bild von der Person, die einmal ihren Kaffee trinken wird. Ihr Bürgermeister stellt Sie sich ebenso vor wie die Leute, die Ihnen gern etwas verkaufen möchten. Alle machen sich ein Bild von Ihnen. Einigen dieser Bilder möchten wir auch gern entsprechen. Wenn meine Partnerin mich für einen liebevollen und attraktiven Mann hält, dann sonne ich mich in ihrem Anblick. Andere Blicke auf mich stören mich gewaltig. Wer mir nur ständig meine Fehler vorwirft, dessen Blick möchte ich nicht spüren.

Suchen Sie nun nach zwei eigenen Beispielen. Wessen Blick mögen Sie besonders? Was ist so schön an diesem Blick?

 

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Wessen Blick stört Sie besonders? Und warum ist das so?

 

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Schritt 3: Wer will ich sein?

Wir können beeinflussen, wie andere Leute auf uns schauen. Nicht alles können wir verändern, aber ein paar Korrekturen können wir durchaus vornehmen, wenn wir meinen, dass man uns nicht richtig wahrnimmt. Dafür müssen wir freilich zunächst wissen, wie wir angesehen werden wollen. Schauen wir also einmal kritisch auf die beiden Beispiele von eben. Zunächst auf den Blick, den Sie mögen: Haben Sie den Eindruck, dass dieser Blick Sie so wahrnimmt, wie Sie sind? Oder möchten Sie gern, dass derjenige, der Sie so anschaut, noch etwas anderes wahrnimmt? Wenn ja, dann überlegen Sie sich einmal, was Sie dafür tun könnten, von ihr oder ihm noch anders wahrgenommen zu werden. Schreiben Sie eine Idee dazu auf!

Wie steht es nun mit dem Blick, den Sie nicht mögen? Wie soll diese Person Sie stattdessen anschauen? Was soll sie sehen, was sie bisher nicht sieht? Fragen Sie sich auch hier: Was kann ich dafür tun, was kann ich ändern, damit ich anders angeschaut werde von dieser Person? Hier ist Platz für Ihren Entschluss:

 

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Nun noch der letzte Gedanke. Zachäus widerfährt, wie es in der biblischen Geschichte heißt, "Heil". Jesus sieht ihn völlig anders an als alle anderen, vielleicht auch völlig anders als Zachäus sich selbst anschaut, und Zachäus' Reaktion ist, dass er sein Leben umkrempelt. Das tut er nicht als Voraussetzung dafür, dass man ihn anders wahrnimmt, sondern aus Dankbarkeit dafür, dass Jesus es bereits getan hat. Was mag das für ein Blick sein, der Zachäus sein Leben so radikal ändern lässt? Was steckt wohl in diesem Blick? Ob wir etwas aus diesem Blick lernen können? Wir werden ja auch nicht nur angeschaut, wir schauen schließlich auch andere Menschen an. Vielleicht haben Sie in dieser Woche die Gelegenheit dazu, Ihren eigenen Blick auf andere einmal kritisch anzuschauen. Nicht nur Du bist nicht, wofür man Dich hält.

Alles Gute! Bis in einer Woche!

Ihr Frank Muchlinsky