Pfarrer Jürgen Quandt betonte, bei allen zur Verfügung stehenden Friedhofsflächen sei die zehnjährige Pietätsfrist abgelaufen. Die Flächen könnten entwidmet werden, da dort keine Gräber mehr genutzt werden. "Klar ist aber, dass wir keinen Schnellschuss machen", sagte der Verbandsgeschäftsführer.
Quandt plädierte für ein Pilotprojekt, um Erfahrungen zu sammeln. Schließlich müsse in jedem Einzelfall erst ein Bebauungsplan erstellt werden: "Normalerweise braucht so etwas bis zu zwei Jahre." Schneller gehe es möglicherweise, wenn eine Leichtbauweise wie etwa Container oder andere Module genutzt würden, sagte Quandt. Gedacht sei an "überschaubare Einheiten" für 80 bis 120 Menschen. Dabei sollen nicht nur Flüchtlinge, sondern auch andere wohnungssuchende Gruppen wie etwa Studenten oder Künstler berücksichtigt werden. "Die Bewohner sollen gleich soziale Beziehungen miteinander knüpfen können", sagte Quandt.
Der Friedhofsverband will seine Flächen zur Verfügung stellen. Bauherren und Träger entsprechender Heime müssten noch gefunden werden, sagte Quandt. Pläne, ungenutzte Friedhofsflächen in Berlin als Bauland zu nutzen, gibt es schon länger. In dem 2006 vom Berliner Senat verabschiedeten Friedhofsentwicklungsplan ist von rund 750.000 Quadratmetern die Rede, die künftig nicht mehr für Bestattungen benötigt werden. Davon sind insgesamt rund 285.000 Quadratmeter für Wohnungen und Gewerbebauten vorgesehen. Der Rest soll als Parkanlage genutzt werden. Der Evangelische Friedhofsverband verwaltet derzeit insgesamt 44 Friedhöfe.