Frühjahrsputz: Glück durch Staubwischen

Frühjahrsputz: Glück durch Staubwischen
Für die meisten Deutschen ist Putzen nur eines: lästig. Alles eine Frage der Einstellung, meint hingegen Katharina Zaugg. Frühjahrsputz kann auch Wellness bedeuten. Einigen Menschen gibt das Saubermachen gar das Gefühl, ihr Leben im Griff zu haben.

12.04.2012
epd
Barbara Driessen

Auf den Fensterscheiben hat sich der Schmutz der vergangenen sechs Monate angesammelt, auf dem Fußboden tummeln sich dicke Staubflusen, und das Badezimmer ist vor lauter Kalkflecken ganz grau - Zeit für die Generalüberholung, den längst fälligen Frühjahrsputz. Doch wer hat dazu schon Lust? Einer Umfrage zufolge würden sich 94 Prozent der Deutschen am liebsten davor drücken. Nur sechs Prozent leisten sich eine Putzhilfe. Dabei kann Putzen doch so wohltuend und entspannend sein, findet die Expertin für Wellness-Putzen, Katharina Zaugg.

Zaugg weiß, wovon sie spricht: Seit fast 25 Jahren propagiert die studierte Ethnologin aus Basel ein Umdenken in Sachen Putzen. In ihrer Putzschule, in Kursen und Seminaren und in ihren Büchern setzt sich die Schweizerin dafür ein, die "energieraubende Verachtung des Putzens aufzugeben".

Natürlich sei erst einmal gar nichts entspannend beim Putzen, gibt die 62-Jährige zu. Bei den meisten Leuten löse allein schon der Gedanke, in der knappen Freizeit den Putzlappen schwingen zu müssen, eine Verspannung aus. "Damit es klappt, muss man die Entspannung bewusst dagegen setzen."

Schon der Gedanke ans Putzen löst Verspannungen aus

Beim Putzen sollte es wie beim Tanzen zugehen, lautet daher Zauggs Tipp: Man muss weich in den Knien werden, den Körpertonus erhöhen und die Muskeln dann wie in einer Welle abwechselnd anspannen und wieder entspannen. Beim Saubermachen etwa der Spüle in jede Hand einen Schwamm nehmen und mit beiden Händen gleichzeitig wischen: "So ermüdet die Arbeitshand nicht einseitig".

Den Staubsauger nicht lang ausfahren und sich dabei gekrümmt halten, sondern sich hüftschwingend in kleinem Radius bewegen. Und auch der Tisch will richtig abgewischt werden: mit leicht gebeugten Knien und ausholenden Armbewegungen unter Einbezug des Rückens.

Man solle das Ganze als Kraftquelle ansehen, meint Zaugg: "Wählen Sie Reinigungsmittel, die den Geruchssinn ansprechen, und ziehen Sie sich dabei so an, dass Sie sich schön fühlen", sagt sie. Und: "Machen Sie es sich beim Putzen so gemütlich wie möglich: gute Musik und eine schöne Atmosphäre." Wichtig ist nach Zauggs Erfahrung auch ein aufgeräumter Putzschrank: "Alles muss gut sortiert sein, am besten haben Sie alles in einem netten Korb auf Arbeitstischhöhe bereit: Dann ist einem gleich ganz anders zumute."

Warum aber putzen die Deutschen eigentlich so ungern? In anderen Ländern scheint es durchaus anders zuzugehen. Eine Umfrage im Auftrag von Discovery Channel unter 2.000 Britinnen brachte zutage, dass 60 Prozent das Putzen tatsächlich als therapeutisch ansehen. Und 59 Prozent gab Putzen das Gefühl, ihr Leben im Griff zu haben. Nur vier Prozent sahen es dagegen als Zeitverschwendung an. Allerdings stellen Britinnen beim Putzen vielleicht auch nicht so hohe Ansprüche an sich wie die zum Perfektionismus neigende deutsche Hausfrau.

Putzen kann das Krebsrisiko senken

Wissenschaftliche Studien deuten jedenfalls darauf hin, dass Putzen auch langfristig positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben könnte. Eine von der britischen Stiftung Cancer Research UK in Auftrag gegebene Studie unter 200.000 Frauen in neun europäischen Ländern kam zu dem Ergebnis, dass auch leichte körperliche Betätigung wie Putzen und Hausarbeit das Brustkrebsrisiko senkt, bei Frauen vor der Menopause um 30 Prozent und nach der Menopause um 20 Prozent.

Wen das immer noch nicht für den Frühjahrsputz motiviert hat, der könnte es mal mit einer Putzparty probieren, meint Zaugg: Man trifft sich am Wochenende reihum bei einer Freundin oder einem Freund und putzt gemeinschaftlich. "Das Ergebnis ist ein lustvoll gereinigtes Haus", meint Katharina Zaugg. Putzen, so findet sie, sollte als festlich empfunden werden. Als guter Einstieg für eine Putzparty eigneten sich übrigens die Fenster. "Denn hier ist der Schmutz nicht persönlich, sondern umweltbedingt."