UN-Flüchtlingskommissar verlangt EU-Seenotrettung im Mittelmeer

UN-Flüchtlingskommissar verlangt EU-Seenotrettung im Mittelmeer
Angesichts der jüngsten Bootstragödien hat der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, eine großangelegte EU-Operation zur Seenotrettung im Mittelmeer verlangt.

Der Schutz von Menschenleben müsse oberste Priorität haben, betonte Guterres am Donnerstag in Genf. Die derzeitige Patrouillen-Operation der EU im Mittelmeer, Triton, sei nur ein "kläglicher" Ersatz für die ausgelaufene italienische Rettungsmission Mare Nostrum. Triton habe nicht die Kapazitäten und nicht das Mandat, um weitere Tragödien zu verhindern.

Anfang der Woche waren mehrere Schlauchboote mit Flüchtlingen bei hohem Wellengang im Mittelmeer gekentert. Laut UNHCR starben mehr als 300 Menschen oder gelten als vermisst. Die Boote seien von Libyen aus in Richtung Europa gestartet.

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Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister appellierte an die EU-Staaten, sich der Verantwortung für die Aufnahme von Flüchtlingen zu stellen. "Lampedusa entscheidet über die Humanität in Europa", sagte der evangelische Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Hannover: "Wir dürfen uns nicht an den Grundkonflikt einer globalen Ungerechtigkeit gewöhnen."

Er könne nach wie vor nicht verstehen, dass die italienische Operation Mare Nostrum zur Seenotrettung von Flüchtlingen eingestellt worden sei, fügte der Bischof hinzu. Sie habe wenigstens einige Not lindern können.

Nach einer Bootskatastrophe im Oktober 2013 hatte Italien die Operation Mare Nostrum gestartet, die laut Guterres Hunderte Menschenleben rettete. Nach dem Ende von Mare Nostrum lancierte die EU im November 2014 die Operation Triton, die sich hauptsächlich auf Überwachung und Patrouillen konzentriert.

Im vergangenen Jahr erreichte die Zahl der Bootsflüchtlinge im Mittelmeer mit mindestens 218.000 laut UNHCR einen Höchstwert. 3.500 Menschen starben bei der gefährlichen Passage nach Europa.