Als wichtigster Grund gelten die Änderungen bei der Erhebung der Kirchensteuer auf die Kapitalertragsteuer. In manchen Regionen verdreifachten sich die Austrittszahlen gegenüber dem Vorjahr. Zwar gibt es noch nicht aus allen 20 Landeskirchen genaue Statistiken, doch die Gesamtzahl der Kirchenaustritte könnte sogar bei mehr als einer Viertelmillion liegen.
###mehr-artikel###In Bayern, der drittgrößten deutschen Landeskirche, traten im vergangenen Jahr über 30.000 Menschen aus, 62 Prozent mehr als 2013. Die Evangelische Kirche im Rheinland rechnet mit einem Anstieg von rund 50 Prozent gegenüber 19.000 im Jahr zuvor. Noch keine Zahlen gibt es aus Hannover, der mit rund 2,8 Millionen Christen größten Landeskirche, sowie aus der Nordkirche. Doch dürften auch hier die Kirchenaustritte um die Hälfte oder mehr gestiegen sein. Auch in der westfälischen Landeskirche sowie in Württemberg zeichnen sich sprunghaft erhöhte Austrittszahlen ab.
Irritationen rund um die Kirchensteuer
Die Gesamtzahl der evangelischen Christen in Deutschland lag Ende 2012 bei knapp 23,4 Millionen. Damals lag die Zahl der Austritte bei 138.000. Offizielle Zahlen für das Jahr 2013 gibt es noch nicht. Mehr als 200.000 Kirchenaustritte gab es zuletzt in den 1990er Jahren. 1996 hatten 226.000 Christen die evangelische Kirche verlassen, im Jahr zuvor waren es sogar 297.000.
Seit Jahresbeginn 2015 werden die Kirchensteuern auf Kapitalerträge automatisch von den Banken an die Finanzämter weitergeleitet. Die Banken informierten ihre Kunden seit Anfang 2014 über die Änderung. Viele Menschen verstanden aber offenbar nicht, dass sich an der Steuerhöhe nichts ändern und auch keine neue Steuer erhoben wird. Die Zahl der Kirchenaustritte stieg vor allem von Januar bis Juni 2014 deutlich an. Aus der katholischen Kirche gibt es für das vergangene Jahr noch keine abschließenden Zahlen, doch die Austrittsquoten dürften ähnlich hoch liegen.