Bundesweites Konzept gegen Fußball-Hooligans startet in NRW

Bundesweites Konzept gegen Fußball-Hooligans startet in NRW
Nordrhein-Westfalen sagt Intensiv-Gewalttätern bei Fußballspielen den Kampf an: Sie haben es künftig mit spezialisierten Ermittlern zu tun und werden immer an ihrem Wohnort vor Gericht gestellt. Das Konzept soll bald auch bundesweit greifen.

Im Kampf gegen Gewalttäter bei Fußballspielen geht Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland gezielt gegen die Rädelsführer vor. Das am Mittwoch in Düsseldorf vorgestellte Konzept sieht vor, dass sich spezialisierte Ermittler um jeden einzelnen sogenannten Intensivstraftäter kümmern. Diese Täter werden außerdem künftig nicht mehr am Ort einer Schlägerei vor Gericht gestellt, sondern immer an ihrem Wohnort. Das Konzept soll so schnell wie möglich auch bundesweit umgesetzt werden. Polizeigewerkschaften begrüßten das Vorhaben.

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Die Erkenntnisse von Polizei und Justiz über Straftaten, Vorgehensweise und Verurteilungen der Rädelsführer werden zunächst landes- und später auch bundesweit ausgetauscht. In Duisburg wird eine landesweite polizeiliche Koordinierungsstelle eingerichtet. "Wir nehmen die Intensivtäter von Krawallen in Manndeckung", sagte Innenminister Ralf Jäger (SPD). Hooligans, die nur Angst und Schrecken verbreiten wollten, hätten künftig "keine Chance mehr, unerkannt zu bleiben". Die Behörden versprechen sich von dem neuen Vorgehen effektivere Ermittlungen und schnellere Strafverfahren gegen die Haupttäter.

Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es nach Jägers Worten rund 150 und bundesweit etwa 500 solcher Intensivstraftäter. Nach Angaben von Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) sind bereits heute in den nordrhein-westfälischen Stadien Staatsanwälte vor Ort, wenn es besondere Risikospiele gibt. Bewährt haben sich nach Jägers Worten auch bestimmte Meldeauflagen für Krawallmacher, die sich vor einer Reise zu einem Fußballspiel bei der Polizei melden müssen. Verbote, bestimmte Bereiche zu betreten, seien ebenfalls ein gutes Mittel.

Zustimmung bei Polizeigewerkschaften

"Das Wohnortprinzip für Intensivstraftäter nutzt dem Fußball und der großen Masse der friedlichen Fans", erklärte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in NRW, Arnold Plickert. "In Zukunft stehen die Intensivstraftäter immer vor dem gleichen Richter." Sie hätten es zudem immer mit der gleichen Polizeibehörde und dem gleichen Staatsanwalt zu tun. "Das macht es einfacher, sie aus dem Verkehr zu ziehen." Plickert äußerte die Hoffnung, dass das Konzept zeitnah auch in allen anderen Bundesländern aufgegriffen wird.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft lobte, mit dem Konzept setze Nordrhein-Westfalen bundesweit Maßstäbe. "Das gemeinsame Vorgehen von Polizei und Justiz macht deutlich, dass der Staat durchaus in der Lage ist, gegen reisende und gewaltbereite Hooligans entschlossen vorzugehen", sagte der Landesvorsitzende Erich Rettinghaus. Kritik kam dagegen von der Piratenfraktion im Düsseldorfer Landtag. Die Sonderbehandlung von Gewalttätern verstoße gegen das Tatortprinzip, erklärte der justizpolitische Sprecher Dietmar Schulz.