Evangelischer Islambeauftragter: Gemeinsames suchen und Trennendes benennen

Evangelischer Islambeauftragter: Gemeinsames suchen und Trennendes benennen
Die Warnung des umstrittenen Bremer Pastors Olaf Latzel vor einer Vermischung der Religionen geht nach Ansicht des kirchlichen Islambeauftragten Wolfgang Reinbold ins Leere.
04.02.2015
epd
Jörg Nielsen

"Niemand will die Religionen vermischen und eine Art Superreligion konstruieren. Die entscheidende Frage ist, ob wir den Dialog mit Muslimen suchen oder ihn ablehnen und statt dessen Polemiken von uns geben wollen", sagte der Experte der hannoverschen Landeskirche dem Evangelischen Pressedienst (epd).

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Der streng konservative Latzel (47) hatte in einer Kanzelrede am 18. Januar andere Religionen beleidigt und jede Annäherung an andere Religionen als Sünde verurteilt. So bezeichnete der Theologe das islamische Zuckerfest als "Blödsinn" und Buddha als "dicken, fetten Herrn". Zudem sprach er vom katholischen "Reliquiendreck". Mitglieder der Bremer Kirchenleitung entschuldigten sich am Dienstagabend für Teile der Predigt und unterstrichen die Bedeutung eines respektvollen Dialogs mit anderen Konfessionen und Religionen.

Latzel hatte in seiner Predigt Gott allein für die Christen in Anspruch genommen. Reinbold warnte vor solchen Behauptungen: "Wir leben in einer multireligiösen Welt und in einem multireligiösen Land." Gegenseitige Beschimpfungen führten zu einer gefährlichen Spaltung der Gesellschaft. Es müsse darum gehen, das Gemeinsame in den Religionen zu suchen und das Trennende im gegenseitigen Respekt zu benennen.

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Die katholische Kirche sei hier deutlich weiter, sagte der evangelische Theologe: Bereits in den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils Mitte der 60er Jahre habe sie "mit Hochachtung" vom Islam gesprochen. Gemeinsam sei Christentum und Islam, dass sie "den einzigen Gott" anbeten, heiße es dort. Beide Religionen beriefen darüber hinaus sich auf den biblischen Erzvater Abraham.

In der evangelischen Kirche gebe es gute Erfahrungen mit multireligiösen Feiern zusammen mit Juden und Muslimen, etwa gemeinsamen Schulanfangsfeiern oder Friedensgebeten. Einen "Kuschel-Dialog", der die Unterschiede vertuschen wolle, lehne er ab, unterstrich Reinbold: "Christen bleiben Christen, Muslime bleiben Muslime und Juden bleiben Juden, auch bei multireligiösen Friedensgebeten."