Jüdische Gemeinden nach Terroranschlägen zunehmend besorgt

Foto: dpa/Franziska Kraufmann
Jüdische Gemeinden nach Terroranschlägen zunehmend besorgt
Nach den Terroranschlägen von Paris sind auch in Deutschland jüdische Gemeinden besorgt über die wachsende Terrorgefahr.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte am Montag im RBB-Inforadio, es gebe zwar noch keine größere Auswanderungswelle jüdischer Menschen wie in Frankreich, aber die Situation habe sich verändert. Von den muslimischen Verbänden wünscht sich Schuster mehr Jugendarbeit zur Vorbeugung von Radikalisierung.

Schuster betonte, es gebe in der jüdischen Bevölkerung in Deutschland verständlicherweise eine gewisse Verunsicherung und berechtigte Sorge. Einen Aufruf zur Auswanderung nach Israel halte er aber nicht für notwendig.

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Schuster stellte sich erneut hinter die Muslime in Deutschland und warnte vor einer Vorverurteilung. Zugleich forderte er ein größeres Engagement muslimischer Verbände: "Woran es fehlt, ist eine entsprechende Arbeit mit Jugendlichen, mit jungen Erwachsenen innerhalb der muslimischen Gemeinden." Es sei die Aufgabe der muslimischen Verbände, der Moscheegemeinden, aber auch der Imame, "entsprechend regulierend einzugreifen", um junge Menschen vor einer Radikalisierung zu bewahren.

Mit Blick auf die "Pegida"-Demonstrationen sagte Schuster, die Bilder würden ihn nervös machen und beunruhigen. Bei den Demonstrationen der "Partriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" würden auch Juden und das Judentum sehr bewusst vereinnahmt. Das Problem sei, so Schuster weiter, dass viele Menschen mit zum Teil auch verständlichen Sorgen bei diesen Demonstrationen mitliefen: "Es wäre falsch, alle die hier mitlaufen als rechtsextremistisch, nationalistisch, fremdenfeindlich zu bezeichnen." Aber jeder Teilnehmer einer "Pegida"-Demonstration habe die Verantwortung zu überlegen, "hinter wem er herläuft", sagte Schuster.