Gegen die Feinde der Freiheit: CDU will europäische Antwort auf Terrorismus

Gegen die Feinde der Freiheit: CDU will europäische Antwort auf Terrorismus
Politiker warnen vor Intoleranz, Muslime befürchten eine Zunahme der Islamfeindlichkeit. Kirchen rufen zu Besonnenheit auf. In dem Entsetzen über die Anschläge von Paris mehren sich die Appelle für Solidarität und gemeinsames Handeln.

Nach den Terroranschlägen von Paris haben Vertreter von Politik, Kirchen und Islam ein gemeinsames Vorgehen gegen Extremismus und Gewalt gefordert. "Die stärkste Waffe gegen den Terrorismus ist der Zusammenhalt unserer europäischen Wertegemeinschaft", betonte der CDU-Bundesvorstand am Samstag in Hamburg in einer Erklärung. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte, die Menschen in Deutschland stünden mit ihrem Herzen an der Seite Frankreichs. In Frankfurt und anderen Städten wurde am Samstag der Terroropfer gedacht.

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Die Union kündigte Entschlossenheit im Kampf gegen Extremismus an. "Wer unsere Grundwerte bekämpft, dem werden wir mit aller Härte und Entschiedenheit entgegentreten", heißt es in der Erklärung des Bundesvorstands. Zugleich wird vor einem Generalverdacht gewarnt: "Nicht der Islam an sich und gläubige Muslime sind gewalttätig und intolerant. Es sind Fundamentalisten, Eiferer und Terroristen. Diesen Feinden der Freiheit gilt unser Kampf." Merkel reist am Sonntag zu einer Demonstration gegen Terror nach Paris.

Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, mahnte zur Solidarität mit den Juden in Europa. "Stehen wir gemeinsam auf gegen diesen islamistischen Terror", schreibt sie in einer in München verbreiteten Mitteilung. Man stehe "fest an der Seite der jüdischen Gemeinden in Frankreich, die schon seit vielen Monaten einer unerträglichen Bedrohung und Gewalt ausgesetzt sind", betonte Knobloch, die der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern vorsteht.

Bischof Meister sieht Satire als Bewährungsprobe für jeden Glauben

Der Hannoversche evangelische Landesbischof Ralf Meister sieht Satire als "Bewährungsprobe für jeden Glauben". Sowohl die christliche wie die jüdische und die islamische Überlieferung seien für öffentlich religiös Handelnde gedacht, sagte Meister dem RBB-Inforadio. Dann müsse man Satire aushalten. Durch den Anschlag auf die Redaktion des Satire-Magazins "Charlie Hebdo" merkten viele westliche Gesellschaften jetzt, dass die Meinungsfreiheit gefährdet sei.

Nach den Worten von Belal El-Mogaddedi, des Vorsitzenden der Deutschen Muslim-Liga (Bonn), hat jeder Muslim das Recht, sich über islamkritische und beleidigende Karikaturen zu ärgern. Er dürfe auch im Rahmen der Gesetze dagegen vorgehen, sagte er auf einer Tagung am Samstag in Hamburg. Die Presse- und Meinungsfreiheit sei aber fester Bestandteil einer offenen Gesellschaft. El-Mogaddedi: "Wir müssen das aushalten."

Ayatollah Reza Ramezani, Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg (Alster-Moschee), forderte indes mehr Schutz für die Sphäre des Heiligen. Dies gelte gleichermaßen für den Islam, das Judentum und das Christentum. Mustafa Yoldas, Vorsitzender des Rats der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg (Schura), ermutigte die Gemeinden zur Debatte über Extremismus. Der Terror in Frankreich werde Islamhassern und Rechtsradikalen vermutlich Auftrieb geben, befürchtete er.

Die katholische Kirche in Berlin rief nach den Terroranschlägen zur Besonnenheit auf. "Keinesfalls dürfen wir denen folgen, die jetzt alle Muslime unter Generalverdacht stellen und einen Kampf zwischen Abendland und Morgenland herbeireden wollen", erklärte der Berliner Diözesanadministrator Tobias Przytarski am Samstag im RBB-Hörfunk.

Khorchide: Muslime müssen sich von Gewalt distanzieren

Auch der Münsteraner Islam-Experte Mouhanad Khorchide erklärte, die Terroristen von Paris stünden nicht für "die Muslime". Zugleich rief der Professor für islamische Religionspädagogik die Anhänger des Islam auf, sich von Gewalt zu distanzieren. "Von Strömungen, die in Richtung Gewalt gehen, müssen wir uns distanzieren und ein für alle Mal verabschieden", sagte der 1971 in Beirut geborene Islamwissenschaftler der "Berliner Zeitung" (Samstagsausgabe). Zu behaupten, dieser Terror habe nichts mit dem Islam zu tun, habe keinen Sinn: "Die Terroristen sind nun mal Muslime."

Kerstin Griese, Kirchen- und Religionsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, warnte vor Intoleranz. "Wir werden die Freiheit nur dann verteidigen können, wenn wir die offene Gesellschaft erhalten. Wir dürfen als Reaktion auf Paris weder einen Überwachungsstaat schaffen noch eine Ausgrenzung des Islams betreiben", erklärte sie. Der Feind sei der Terrorismus, nicht der Islam. Junge Muslime dürften nicht durch Ablehnung in die Arme von Islamisten getrieben werden.