"Das größere Problem, dass es keine theologische Ausbildung für den Priesternachwuchs in der Türkei gibt, ist überhaupt nicht im Blick", sagte der Islambeauftragte der westfälischen Landeskirche dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bielefeld. Die Kirchen im Land seien trotz einiger Lockerungen in den vergangenen Jahren noch immer stark benachteiligt. So könnten sie nicht frei über ihr Eigentum verfügen.
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Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hatte den Neubau der syrisch-orthodoxen Kirche am Freitag mündlich zugesagt. Die Gemeinde, der rund 12.000 Christen angehören, hat in Istanbul nur ein einziges Gotteshaus und ist dringend auf ein neues Gebäude angewiesen. Duncker begrüßte die Ankündigung Davutoglus. Das Grundstück, auf dem die Kirche gebaut werden soll, sei jedoch nicht städtisch, wie häufig berichtet werde. Vielmehr handele es sich um ein Grundstück der katholischen Kirche, das der Staat enteignet habe, so der Islambeauftragte. Inzwischen gehört es eigenen Angaben zufolge der syrisch-orthodoxen Kirche. Der Neubau sei bereits vor drei Jahren genehmigt, der Baubeginn jedoch ständig durch neue Behördenauflagen verhindert worden, sagte Duncker.
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Zwar gebe es in der Türkei eine persönliche Religionsfreiheit, erläuterte der Theologe. Kirchengemeinden könnten jedoch ihre Immobilien nur über Stiftungen verwalten, die der Regierung unterständen. Auch dürften Christen keine Staatsämter oder Berufe wie Richter oder Lehrer in staatlichen Schulen ergreifen. "Ich befürchte, dass auch in Zukunft immer mehr Christen das Land verlassen werden", sagte Duncker, der neun Jahre lang Auslandspfarrer der deutschsprachigen evangelischen Kirchengemeinde in Istanbul war. In der Türkei gibt es laut Schätzungen rund 120.000 Christen, 0,2 Prozent der Bevölkerung. Alle kirchlichen Ausbildungsstätten für den geistlichen Nachwuchs im Land wurden 1971 geschlossen.