"Konflikte und Kriege haben keine eindimensionale Ursache, sondern müssen multiperspektivisch in den Blick kommen", sagte die Theologin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der 35. Deutsche Evangelische Kirchentag findet unter dem Bibelwort "damit wir klug werden" vom 3. bis 7. Juni in Stuttgart statt. Erwartet werden dazu rund 100.000 Besucher.
Eine Antwort auf die bedrohliche Lage in der Welt bestehe darin, an die vor 70 Jahren veröffentlichte Stuttgarter Schulderklärung zu erinnern, sagte Ueberschär. Am 19. Oktober 1945 hatten elf EKD-Ratsmitglieder in Stuttgart im Beisein einer Delegation des Weltkirchenrates bekannt: "Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden... Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben." Zudem sei eine Veranstaltungsreihe über Schuld und Versöhnung geplant. Zentrale friedenspolitische Fragen greife das Programm auf mit der Frage nach globaler Partnerschaft, nach der Zukunft Europas als Friedensprojekt und der Verantwortung Deutschlands.
Kirchentagskollekten zugunsten von Flüchtlingsprojekten
Zudem würden die Verantwortung der Wirtschaft für Menschenrechte, die Entwicklung neuer Techniken und die Risiken digitaler Überwachung thematisiert. Ein weiterer Schwerpunkt liege auf Migration und Menschenrechten. Das drängende Thema der Flüchtlingsaufnahme werde unterstützt durch die Kirchentagskollekten zugunsten von Projekten, die Flüchtlingen beistehen.
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Zwei Jahre vor dem Reformationsjubiläum werde auf dem Kirchentag die kontroverse interkonfessionelle Debatte über ein ökumenisches Herangehen an das Jahr 2017 weitergeführt, sagte Ueberschär. "Die Frage, ob und wie das Jahr 2017 gemeinsam begangen und gefeiert werden kann, wird zu einer entscheidenden Wegmarke für die Ökumene insgesamt werden." Das Streben nach vertieften gemeinsamen Aktivitäten der Konfessionen treffe in Stuttgart auf eine dichte ökumenische Landschaft.
Laut Ueberschär sind innerevangelische Kontroversen, die sich in der Vergangenheit etwa im Gegenüber von Kirchen- und Christustag gezeigt haben, überwunden. "Die Polarisierungen sind überwunden, aber theologische Meinungsverschiedenheiten bleiben und die sind es wert, ausgesprochen und diskutiert zu werden", sagte die Kirchentags-Generalsekretärin. Als großen Schritt der Annäherung zwischen den verschiedenen Frömmigkeitsstilen wertete sie es, dass der Kirchentag eine Veranstaltung über "Evangelische Kirche und messianische Juden" plane. Damit werde ein Thema aufgegriffen, das auch unter württembergischen Christen präsent sei.
Die Entscheidung des Kirchentagspräsidiums, Gruppen mit judenmissionarischen Tendenzen wie messianischen Juden keine aktive Teilnahme am "Markt der Möglichkeiten" auf dem Stuttgarter Kirchentag zu gewähren, war bei der württembergischen christlichen Bewegung "Lebendige Gemeinde" auf Kritik gestoßen. Hintergrund dieser Praxis ist die Sorge um den jüdisch-christlichen Dialog. Messianische Juden verstehen sich als Juden, die an Christus als den Messias glauben.