In den Ländern am Indischen Ozean ist am zweiten Weihnachtsfeiertag der Opfer der Tsunami-Katastrophe vor zehn Jahren gedacht worden. In der indonesischen Provinz Aceh erinnerte Vizepräsident Jusuf Kalla am Freitag an einem Massengrab an die Toten von 2004: "Tausende von ihnen liegen allein über diesem Feld verstreut, damals herrschten Verwirrung, Schock, Trauer, Angst und Leiden", sagte Kalla in der Provinzhauptstadt Banda Aceh. "Wir werden immer für diese Menschen beten."
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Gleichzeitig würdigte Kalla die Hilfsbereitschaft von indonesischen Freiwilligen und internationalen Helfern. In der Provinz Aceh an der Nordspitze Sumatras kamen Tausende Menschen zu Andachten und Schweigeminuten zusammen.
Die Tsunami-Flutwellen vom 26. Dezember 2004 waren durch ein Beben der Stärke 9,1 vor der indonesischen Insel Sumatra ausgelöst worden. In Indonesien, Thailand, Indien, Sri Lanka und weiteren Staaten kamen bis zu 250.000 Menschen ums Leben. Indonesien war das am schwersten betroffene Land: Allein in der Provinz Aceh starben 170.000 Bewohner.
In Thailand wurde am Freitagabend eine Gedenkveranstaltung der Regierung abgehalten. Zuvor waren am Strand der Touristenhochburg Khao Lak etwa 120 Hinterbliebene und Überlebende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Gedenken zusammengekommen. Begleitet wurden sie unter anderem von der Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland und des Deutschen Roten Kreuzes im Rahmen des Projektes "hoffen bis zuletzt". In Thailand waren durch den Tsunami mindestens 5.400 Menschen ums Leben gekommen. Fast die Hälfte davon waren ausländische Urlauber, darunter mehr als 500 Deutsche.
Seelische Wunden nicht verheilt
"Dieser zehnte Jahrestag ist ein besonderer, man spürt eine deutliche Anspannung", sagte Religionspädagogin Jutta Unruh von der Notfallseelsorge der evangelischen Kirche im Rheinland dem Evangelischen Pressedienst (epd). Den Überlebenden und Hinterbliebenen sei es wichtig, einen gemeinsamen Ort des Erinnerns zu haben, an dem sie zusammenkommen konnten.
Die Folgen der Tsunami-Katastrophe hätten sie ganz unterschiedlich gemeistert: Während die einen erklärten, der Umgang damit sei für sie möglich geworden, hätten andere weiter mit dem Trauma zu kämpfen. Dass bei vielen die seelischen Wunden noch nicht verheilt seien, sei vor allem daran zu spüren, dass sie ein hohes Sicherheitsbedürfnis hätten: "Damit umzugehen, bleibt im Alltag ein Kraftakt."
Gauck: Große Hilfsbereitschaft
Auch Bundespräsident Joachim Gauck hatte zum zweiten Weihnachtsfeiertag an die Opfer des Tsunami erinnert und für die weltweite Hilfsbereitschaft gedankt. "Die Bilder von damals haben ihren Schrecken nicht verloren: die Panik, das Chaos, die Wucht, als die große Welle kam", schrieb Gauck in einem Grußwort. Wer überlebt habe, trage oft noch immer schwer an den Ereignissen. "Für viele ist der 26. Dezember ein Tag der Furcht vor dem eigenen Trauma", sagte Gauck.
Zugleich verwies der Bundespräsident auf Augenzeugen, die sich nicht nur an die Angst, sondern auch an die große Hilfsbereitschaft erinnerten: "Sie erzählen von mutigen Menschen, die zu Lebensrettern wurden und die das Wenige teilten, das sie selbst noch besaßen. Einheimische und Touristen fanden sich damals in einer Schicksalsgemeinschaft zusammen, die bis heute spürbar ist."