In diesem Jahr habe es bereits 120 Suchanfragen gegeben, sagte der stellvertretende Leiter der Suchdienst-Leitstelle, Ronald Reimann, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das sei jede zehnte der insgesamt 1.200 Anfragen um Unterstützung bei der Suche nach Menschen, die infolge von bewaffneten Konflikten, Naturkatastrophen oder Migration den Kontakt zu ihrer Familie verloren haben. "In den vergangenen vier Jahren gab es einen spürbaren Zuwachs bei den Suchanfragen nach unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen", sagte Reimann.
###mehr-artikel###
Von den dieses Jahr registrierten 120 Fällen entfielen 74 auf Kinder und Jugendliche aus Afghanistan. Elf kamen aus Somalia und sieben aus Syrien. "Flüchtlinge aus dem syrischen Bürgerkriegsland schaffen es in der Regel noch, den Kontakt zueinander zu halten, weil der Konflikt noch nicht so lange andauert", schätzt Reimann ein. Dagegen hätten etwa Afghanen oft lange Fluchtwege und hielten sich mitunter Jahre im Iran auf. Die meisten allein flüchtenden Kinder und Jugendlichen seien zwischen 14 und 17 Jahren alt. Nach Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge stellten von Januar bis Oktober 3.310 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge einen Asylantrag.
Reimann kennt Fälle, wo Familien von Schleusern getrennt in mehrere Lkw gesteckt wurden und in unterschiedlichen Ländern ankamen. In einem anderen Fall bezahlte eine Familie für einen Flug, den Schlepper organisiert hatten. "Unmittelbar vor dem Abflug wurde der Mutter gesagt, dass sie mit ihrem Kind zurückbleiben muss", erinnert sich der DRK-Mitarbeiter. Die meisten Flüchtlinge schaffen es aber nach seiner Einschätzung, dank Handy und Internet Kontakt zur Familie zu halten.
Allerdings gebe es Länder mit schlechter Infrastruktur, wo die Handynetze nicht stabil seien oder die Stromversorgung nicht dauerhaft gewährleistet sei. Manchmal müssten Flüchtlinge ihre Handys an die Schleuser abgeben. "Vielleicht um eine Handy-Ortung zu verhindern oder die Menschen in eine weitere Abhängigkeit zu bringen", spekulierte Reimann über die Gründe. Wenn es junge Flüchtlinge nach Deutschland geschafft haben, sei es nicht immer einfach, ihnen bei der Suche zu helfen, so Reimann. "Ihnen wird von Schleusern eingeschärft, nichts über ihre Herkunft und den Fluchtweg preiszugeben."
Der DRK-Suchdienst kann nach eigenen Angaben unter anderem im Melderegister von Behörden und im Ausländerzentralregister nach Angehörigen suchen. Diese Methode stoße aber gelegentlich an ihre Grenzen. "Es gibt bestimmt 20 verschiedene Schreibweisen des Namens Mohammed", sagte Reimann. Außerdem greift die Organisation bei der internationalen Suche auf die nationalen Rotkreuz- und Halbmond-Gesellschaften in 189 Ländern der Welt und den Zentralen Suchdienst des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) zurück.