EKD-Ratsvorsitzender zu "Pegida": Gegenteil von Christentum

Foto: Matthias Schumann
EKD-Ratsvorsitzender zu "Pegida": Gegenteil von Christentum
Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, hat die anti-islamische "Pegida"-Bewegung scharf kritisiert.

Wenn die sogenannte christliche Abendlandkultur benutzt werde, um ausländerfeindliche,  rassistische und menschenverachtende Parolen zu unterfüttern, sei das "das genaue Gegenteil von Christentum", sagte der bayerische Landesbischof der Berliner "tageszeitung" (taz, Montagausgabe). Der Begriff Abendland werde leider oft als Kampfbegriff missbraucht, um sich von anderen Menschen, anderen Religionen und anderen Kulturen abzugrenzen. Zugleich warnte Bedford-Strohm aber vor einer Dämonisierung von "Pegida".

"Es gilt, Ängste abzubauen und mit den Menschen auf der Straße ins Gespräch zu kommen. Es bewirkt nichts, wenn wir pauschal diejenigen verteufeln, die da demonstrieren", sagte der bayerische Landesbischof der "Passauer Neuen Presse" (Montagsausgabe). Man müsse sich mit den "Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes" auseinandersetzten.

"Pegida" sei  bisher "ein völlig undefiniertes und unklares Phänomen". Die Menschen, die dort demonstrierten, und ihre Einstellungen sind höchst unterschiedlich", sagte Bedford-Strohm. Viele von ihnen wehrten sich dagegen, als Rechtsradikale abgestempelt zu werden. Das hindere Neonazis aber nicht daran, die Bewegung für sich zu instrumentalisieren.

"Der Islam gehört zu Deutschland"

Es sei wichtig, ganz klare Positionen gegenüber "Pegida" zu vertreten, sagte Bedford-Strohm der "taz". Es dürfe überhaupt kein Zweifel aufkommen, "dass das Recht auf freie Religionsausübung in Deutschland unantastbar ist und dass auch die christlichen Kirchen dieses Recht verteidigen".

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Zwar müsse man bei den "Pegida"-Demonstranten hinhören und die Sorgen und Nöte wahrnehmen, etwa Angst vor Armut oder Arbeitsplatzverlust. "Bei allem muss aber jedenfalls klar sein, welche Ethik man vertritt, auf welchem Wertegerüst man steht und welche Werte unverrückbar sind", betonte der EKD-Chef: "Verstehen kann nie heißen, irgendeinen Zweifel daran zu lassen, dass jegliche Menschenfeindlichkeit inakzeptabel und ganz bestimmt unvereinbar mit dem christlichen Glauben ist."

Bedford-Strohm setzt auf den interreligösen Dialog, um Ängste abzubauen. Er erlebe immer wieder, wie gut und selbstverständlich Christen und Muslime zusammenleben und sich gegenseitig zu ihren religiösen Festen einladen. "Der Islam gehört zu Deutschland", sagte Bedford-Strohm. Denn wenn die Menschen zu Deutschland gehören, "dann muss man auch sagen, dass die Religion, die ihnen existenziell wichtig ist, zu Deutschland gehört".