"80 Prozent der Menschen sterben heute in Einrichtungen", sagte Gronemeyer der "Süddeutschen Zeitung" vom Freitag. Neben der Versorgung von Todkranken in Kliniken und Heimen sei die Hospizbewegung entstanden, "die gesagt hat, wir brauchen da irgendwas anderes". Und nun entstehe ein palliativer Apparat, der immer perfekt funktioniere. "Ich finde, das geht zu weit", kritisierte Gronemeyer: "Das ist eine Industrialisierung des Sterbens."
###mehr-artikel###
Viele Angebote seien zwar "gut und richtig", räumte der 72-Jährige ein, der auch evangelischer Theologe ist: "Es besteht aber die Gefahr, dass das Sterben von Dienstleistungen überwuchert wird." In zehn Jahren werde man gefragt, ob man lieber eine hospizliche Begleitung oder eine gut organisierte Beihilfe zum Suizid wolle: "So wie man im Supermarkt vor der Käsetheke steht, kann man sich dann in Zukunft den selbstgemachten Tod aussuchen."
Früher sei alles durch die familiäre Umgebung und den Wohnort vorherbestimmt gewesen. Die Loslösung davon sei als Befreiung empfunden worden, habe aber auch zu großen Unsicherheiten geführt. Nun werde das Sterben "hornbachisiert", erläuterte Gronemeyer in Anspielung auf eine Baumarktkette: "Do-it-yourself. Wir sind für alles selbst veranwortlich. Jetzt auch noch für das Sterben."