EU-Parlamentspräsident Schulz erhält Karlspreis 2015

EU-Parlamentspräsident Schulz erhält Karlspreis 2015
Der Internationale Karlspreis geht im kommenden Jahr an EU-Parlamentspräsident Martin Schulz.

Die hohe Auszeichnung würdige den SPD-Politiker als "herausragenden Vordenker des vereinten Europas", erklärte das Karlspreisdirektorium am Samstag in Aachen zur Begründung. Der 58-Jährige habe sich "um die Stärkung des Parlaments, des Parlamentarismus und der demokratischen Legitimation in der EU bedeutende und nachhaltige Verdienste erworben".

Schulz gehört seit 1994 dem Europäischen Parlament an und ist seit Januar 2012 dessen Präsident. Bei der Europawahl im vergangenen Mai war er Spitzenkandidat der sozialdemokratischen Parteien. Nach dem Wahlsieg der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) wurde Schulz als erster Präsident des EU-Parlaments für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.

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Der aus der Nähe von Aachen stammende Politiker, der mit 31 Jahren in Würselen jüngster Bürgermeister von Nordrhein-Westfalen wurde, setzt sich seit Jahren vehement für ein größeres Gewicht des Parlaments im Zusammenspiel der EU-Institutionen ein. Der Vorsitzende des Karlspreisdirektoriums, Jürgen Linden, nannte Schulz eine der markantesten Führungspersönlichkeiten der EU und einen herausragenden Repräsentanten für die Belebung der europäischen Demokratie.

Linden erinnerte daran, dass Schulz die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union 2012 zu einem symbolträchtigen Besuch auf der Insel Utoya genutzt habe, um der ein Jahr zuvor von einem Rechtsextremisten getöteten Opfer zu gedenken. Im israelischen Parlament, der Knesset, habe er im vergangenen Februar ein klares Bekenntnis ablegt, dass die EU immer an der Seite Israels stehen werde.

Große Bekanntheit erlangte der in Würselen bei Aachen lebende Schulz 2003 durch einen skandalträchtigen Konflikt mit dem damaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi im Europaparlament. Schulz äußerte damals scharfe Kritik an Berlusconi und wurde von diesem mit einem KZ-Wächter verglichen. Der Vorfall sorgte für einen Eklat und eine breite Unterstützung für Schulz.

Der Internationale Karlspreis gehört zu den bedeutendsten europäischen Auszeichnungen. Er wird seit 1950 an Menschen und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Sie sollen "den Gedanken der abendländischen Einigung in politischer, wirtschaftlicher und geistiger Beziehung gefördert haben", wie es im Gründungsdokument von 1949 heißt.

Zu den bisher ausgezeichneten Politikern gehören Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008) und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (2012, beide CDU), der frühere luxemburgische Regierungschef und heutige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker (2006), der frühere US-Präsident Bill Clinton (2000), die ehemaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer (1954) und Helmut Kohl (1988, beide CDU) sowie der frühere spanische König Juan Carlos (1982).