Gerta Scharffenorth gestorben - EKD trauert um erste Frau im Rat

Gerta Scharffenorth gestorben - EKD trauert um erste Frau im Rat
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) trauert um ihr ehemaliges Ratsmitglied Gerta Scharffenorth.

Die Politologin und Theologin starb am Donnerstag (4. Dezember) im Alter von 102 Jahren in Heidelberg, wie die EKD am Dienstag in Hannover mitteilte. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm würdigte die Verstorbene als "gesellschaftliche Vorreiterin". Die Wahl Scharffenorths als erste Frau in den Rat der EKD 1970 sei ein wichtiger Schritt für die evangelische Kirche gewesen. Dem obersten Leitungsgremium gehörte die Verstorbene drei Jahre lang an.

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Scharffenorth wurde am 8. Januar 1912 als Tochter des damaligen Obersten und Chefs des Generalstabs des XIII. Armee-Korps Albert von Mutius in Stuttgart geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Schlesien auf dem Gut Gellenau (Jeleniów). 1931 legte sie als Externe ihr Abitur auf einem Gymnasium für Jungen ab. Mit ihrem Mann Fritz Scharffenorth, von dem sie sich am Kriegsende trennte, hatte sie drei Kinder.

Nach der Vertreibung aus Schlesien nach Kriegsende fand sie eine neue Heimat in Heidelberg. Scharffenorth studierte ab 1956 Politologie und evangelische Theologie. 1962 wurde sie mit einer Dissertation über Römer 13 in der Geschichte des politischen Denkens promoviert. Nach der Promotion leitete sie bis 1966 den Evangelischen Gemeindedienst in Heidelberg. Anschließend war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft.

Die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, würdigte Scharffenorths langjähriges Engagement für die evangelische Kirche als wegbereitend für Frauen in evangelischen Leitungsämtern. Gerta Scharffenorth habe der evangelischen Kirche früh ein "weibliches Gesicht" verliehen. Zu ihrem Vermächtnis gehöre auch die bleibende Verpflichtung, dass Leitungsämter der evangelischen Kirche auf allen Ebenen gleichermaßen Frauen wie Männern offenstünden.