Christenverfolgung: Kirchenrat wirbt für Bündnisse mit Muslimen

Christenverfolgung: Kirchenrat wirbt für Bündnisse mit Muslimen
Der Ökumene-Experte Klaus Rieth zeichnete ein düsteres Bild zur Situation von Christen in der islamischen Welt. Besonders schwierig sei die Lage aktuell in Syrien.

Die Kirchen brauchen nach Überzeugung des evangelischen Ökumene-Experten Klaus Rieth verstärkt Bündnisgenossen in der islamischen Welt, die ernsthaft am Frieden interessiert sind. Man müsse gemeinsam gegen Extremismus vorgehen, sagte Kirchenrat Rieth am Mittwoch in Stuttgart vor der Landessynode. In seinem Bericht über die Verfolgungssituation von Christen weltweit zeichnete der Theologe ein düsteres Bild der Situation von Christen insbesondere in der islamischen Welt. Der Terror der radikalen Gruppe "Islamischer Staat" (IS) habe dazu geführt, dass in der irakischen Stadt Mossul nach 1.600 Jahren keine Kirchenglocken mehr läuteten.

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Aus Syrien sind Rieth zufolge inzwischen mehr als zwei Millionen Menschen geflohen, 160.000 starben im Krieg. Jeder zweite Flüchtling sei ein Kind unter 16 Jahren. Während man im Irak mit Nahrungsmittelpaketen, Unterkünften, Kinderbetreuung und Bibeln helfen könne, sei Hilfe in Syrien derzeit fast unmöglich. Die Kirche unterstütze aber ein Schulprojekt der Evangelischen Mission in Solidarität nahe der Grenze zum Libanon.

Auch in Afrika sehen sich Christen Rieth zufolge in vielen Ländern Schikanen und Bedrohungen ausgesetzt. In Nordnigeria sei immer noch völlig unklar, was mit den 200 entführten christlichen Mädchen geschehen sei. Der Sudan habe die Freiheiten, die es bis 2010 gegeben hat, stark eingeschränkt. Kirchen seien zerstört und Ländereien von Christen enteignet worden. Zu den kritischen Gebieten zählt der Theologe auch zentralasiatische Staaten. So gebe es in Kasachstan und Usbekistan Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen und hohe Geldstrafen gezielt gegen Christen. In Turkmenistan und Tadschikistan werde die christliche Erziehung von Kindern massiv beeinträchtigt. In Kirgistan würden junge Frauen, die zum christlichen Glauben übertreten, von ihren Eltern mit Muslimen zwangsverheiratet.

In Brunei hat die Regierung den Angaben zufolge begonnen, das Scharia-Gesetz einzuführen. Der Übertritt zum Christentum werde nun mit einer Geldstrafe von 15.600 US-Dollar oder einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet.

Der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, Dieter Kaufmann, begrüßte den Beschluss der Landessynode, weitere 2,15 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung zu stellen. Das Geld soll unter anderem der Einrichtung von zwölf regionalen Koordinationsstellen in den Kirchenbezirken dienen. Ein neuer Fonds für Kleinprojekte solle lokale Initiativen bei der Flüchtlingsarbeit unterstützen.