Papst Franziskus geißelt mit Blick auf den Hunger in der Welt Profitstreben und Verschwendung. "Es gibt genug Nahrung für alle, aber nicht alle dürfen essen", sagte das Kirchenoberhaupt am Donnerstag auf der Welternährungskonferenz in Rom. Dieses "Paradox des Überflusses" sei leider immer noch aktuell.
In seiner mit viel Beifall bedachten Rede rief der Papst die Delegierten aus 170 Staaten eindringlich zur Solidarität mit den "Hungernden an der Straßenecke" auf. "Er bittet uns um Würde, nicht um ein Almosen", sagte der Papst. Zugleich kritisierte Franziskus, dass Nahrungsmittel zu einem bloßen Handelsgut und Spekulationsobjekt geworden seien.
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Die "Priorität des Marktes" und der "Primat des Profits" behinderten den Kampf gegen Hunger und Mangelernährung. Der Papst mahnte auch eindringlich zur Bewahrung der Schöpfung, zur Sorge um "Schwester Erde." Er bete darum, dass die Botschaft der Konferenz gehört werde: "Den Hungernden zu essen geben, um das Leben auf dem Planeten zu retten."
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) beklagte in Rom eine mangelnde Umsetzung von Beschlüssen internationaler Hungergipfel. Die Verwirklichung stoße bei der Verbindlichkeit an ihre Grenzen, räumte Schmidt am Rand der Konferenz ein. "Die Politik des Konjunktivs muss umgesetzt werden in eine Politik des Imperativs", forderte er.
Schmidt plädierte für eine "freiwillige Verbindlichkeit" für die Beschlüsse der Welternährungskonferenz. Wer die Ziele verfehle, müsse in "Begründungszwang" geraten. Zu der Forderung, mehr regionale Produkte in den jeweiligen Speiseplan aufzunehmen, betonte Schmidt, dies sei "keine Absage an die Konzerne". Für die Ernährung seien Kleinbauern, aber auch Großunternehmen wichtig.
1,5 Milliarden Menschen sind übergewichtig, ein Drittel davon ist fettleibig
In seiner Rede vor den Delegierten sprach sich Schmidt für eine Stärkung bäuerlicher Familienbetriebe aus. Die Landwirtschaft spiele bei der Sicherung einer gesunden Ernährung eine Schlüsselrolle und schaffe Einkommen im ländlichen Raum. Schmidt bekräftigte zugleich das Recht aller Menschen auf Nahrung und die Dringlichkeit, den Hunger zu bekämpfen: "Wir haben keine Zeit zu verlieren."
Die spanische Königin Letizia forderte eine Stärkung der Rolle der Frauen. Sie seien in vielen Regionen der Welt für die Ernährung der Familie verantwortlich, sagte die Monarchin in ihrer Rede. Zugleich appellierte sie an die Industrie, bei der Förderung der Gesundheit mitzuwirken. Kommerzielle Interessen und politische Verantwortung für die Gesundheit müssten in Einklang gebracht werden, sagte Letizia.
Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" lobte die Aussagen des Papstes zu Ernährung und Menschenwürde. "Das Menschenrecht auf Nahrung, auf ausreichend und gesunde Ernährung, darf nicht wirtschaftlichen Interessen geopfert werden", sagte Bernhard Walter, Referent für Ernährungssicherheit.
Weltweit müssen nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 800 Millionen Menschen hungern. Insgesamt zwei Milliarden Menschen sind mangelernährt, weil ihnen Vitamine, Eisen, Jod, Zink oder andere Nährstoffe fehlen. Zunehmend zum Problem wird auch das Übergewicht, unter dem bereits 1,5 Milliarden Menschen leiden, auch in Entwicklungsländern. Ein Drittel davon ist extrem fettleibig.
Am Mittwoch haben die Teilnehmer der Konferenz einen Aktionsplan verabschiedet. Ziel ist, allen Menschen zu einer gesunden, ausreichenden und sicheren Ernährung zu verhelfen. 2016 sollen die Vereinten Nationen eine "Dekade der Ernährung" ausrufen. Der Aktionsplan wird von Entwicklungsorganisationen allerdings als zu vage und unverbindlich kritisiert. Die Vereinbarung von konkreten Vorgaben und Kontrollmechanismen war vor allem an den USA gescheitert.