Bundesregierung und Kirchen verurteilen Morde in Jerusalemer Synagoge

Bundesregierung und Kirchen verurteilen Morde in Jerusalemer Synagoge
Die Bundesregierung und kirchliche Spitzenvertreter haben das Attentat auf eine Synogoge in Jerusalem scharf verurteilt.

Eine solche Tat an einem Ort des Gebets sei "eine weitere entsetzliche Grenzüberschreitung", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Der evangelische Jerusalemer Propst Wolfgang Schmidt nannte den Angriff eine "abscheuliche Gewalttat". Die katholische Deutsche Bischofskonferenz sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.

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Bei dem Überfall am Dienstag kamen vier Betende ums Leben, ein Polizist starb später im Krankenhaus. Zwei radikale Palästinenser aus Ostjerusalem waren mit Beilen, Messern und Pistolen in die ultraorthodoxe Synagoge eingedrungen. Sie wurden von Polizisten getötet. Es war der erste Angriff auf ein jüdisches Gotteshaus in Jerusalem seit Gründung des Staates Israel. Zu der Tat, die weltweites Entsetzen hervorrief, bekannte sich die "Volksfront zur Befreiung Palästinas".

Die Gedanken der Bundesregierung seien bei den Angehörigen, äußerte Seibert. Die Bundesregierung fordere im Nahostkonflikt beide Seiten zu äußerster Zurückhaltung und Mäßigung auf, sagte der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Der Beauftragte der Bischofskonferenz für das jüdisch-christliche Gespräch, Heinrich Mussinghoff, sagte, man dürfe nicht zulassen, dass Gotteshäuser "zu Stätten brutaler Gewalt werden".

Schmidt sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass die Täter einen Ort des Gebets ausgewählt hätten, sei "Ausdruck eines abgrundtiefen Hasses, der vor nichts Halt macht". Die Menschen könnten sich nun nirgendwo mehr sicher fühlen. Selbst massive Sicherheitsmaßnahmen könnten Gewalt nicht nachhaltig verhindern. Schmidt ist seit zwei Jahren Propst von Jerusalem und damit Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Heiligen Land.

Jüngst hatten sich die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern in Jerusalem wieder verschärft, die Gewalt nahm zu. Ursache sind die Ansprüche von Juden und Muslimen auf den Tempelberg. Schmidt zitierte den Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes, wonach sich die Lage nicht beruhigen werde, so lange der Status Quo auf dem Tempelberg zur Diskussion gestellt wird. "Wer das nicht begreift, riskiert weitere Gewalttaten", sagte der aus Baden stammende Geistliche.

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Der evangelische hannoversche Landesbischof Ralf Meister sprach von einem "Tabubruch". Die Bilder von dem Attentat seien erschütternd. Die westfälische Präses Annette Kurschus äußerte die Befürchtung dass sich Politik und Religion im Nahostkonflikt verstärkt mischen. Bei Besuchen in der Region stelle sie zwar immer wieder fest, dass die Gesellschaft ähnlich wie in Deutschland inzwischen stark säkularisiert sei. "Unter der Oberfläche spielt die religiöse Zugehörigkeit aber doch eine große Rolle", sagte Kurschus.