Nur etwa zehn bis 15 Prozent der Menschen am Lebensende benötigten eine spezialisierte Betreuung in Hospizen, Palliativstationen oder von eigens ausgebildeten Palliativ-Ärzten und Pflegekräften, sagte Schneider dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die meisten werden weiter von den Hausärzten versorgt."
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"Die Menschen brauchen eine Vertrauensperson und einen kontinuierlichen Ansprechpartner", erläuterte der Palliativ-Experte. Bei den Ärzten wachse das Bewusstsein für die besonderen Bedürfnisse der Sterbenden. Seit 2009 sei die Palliativmedizin im Studium Pflichtfach. "Die zukünftigen Ärzte werden palliativmedizinisches Wissen und Fertigkeiten zunehmend mitbringen." Palliativmedizin bezeichnet die ganzheitliche Behandlung von Patienten, die an einer fortschreitenden Erkrankung mit einer begrenzten Lebenserwartung leiden.
Dazu gehöre mehr, als Schmerzen, Übelkeit oder Atemnot mit Medikamenten zu behandeln, unterstrich Schneider. "Die Ärzte müssen hineinhören in die Patienten. Sie müssen es aushalten können, wenn jemand in eine Krise kommt." Dafür bräuchten sie vor allem Zeit, die in der hausärztlichen Praxis oft fehle.
Zwar könnten Hausärzte mittlerweile die Gespräche mit Palliativpatienten über Zuschläge extra abrechnen, erläuterte der Medizinprofessor. "Aber die technisch dominierte Medizin hat immer noch einen höheren Stellenwert."
Aufgeholt habe Deutschland dagegen in der Spezialversorgung für Menschen am Lebensende, die unter besonders komplexen Symptomen wie unstillbarer Übelkeit, starken Schmerzen oder Atemnot litten. Diese Menschen, zumeist Krebspatienten, hätten ein Anrecht auf die Hilfe von Spezialisten. Neben Hospizen und Palliativstationen an den Krankenhäusern zähle dazu die "Spezialisierte ambulante Palliativversorgung". Dabei unterstützen extra qualifizierte Ärzte und Pfleger die Hausärzte, Pflegeheime und Angehörige, die Schwerstkranke zu Hause betreuen. Noch sei aber dieses Angebot trotz Rechtsanspruch nicht überall flächendeckend.