Die bayerische Sozialministerin Emilia Müller (CSU) bezeichnete die Asylsozialpolitik als "Thema Nummer eins" im Freistaat. "Alle sind im Krisenmodus", sagte sie zum Start des bundesweiten Brachentreffs.
Müller hob vor allem die Betreuung minderjähriger Flüchtlinge ohne Familie als zentrale Aufgabe hervor. Auch der Bund müsse hier tätig werden, damit die jugendlichen Asylbewerber auf alle Bundesländer verteilt werden könnten. In Bayern kämen die meisten der allein geflohenen Minderjährigen an, sagte Müller. In diesem Jahr rechne man mit mindestens 3.000 Personen. Im vergangenen Jahr waren es 574.
Die Gesellschaft müsse sich mehr als bisher der Integration jener Asylbewerber widmen, die längere Zeit im Land bleiben werden, sagte der Nürnberger Oberbürgermeister und Städtetagspräsident Ulrich Maly (SPD): "Dieser Job liegt noch vor uns." Der Gefahr des Rechtsradikalismus und des Fremdenhasses müssten "moralische Instanzen" in allen Teilen der Gesellschaft entgegenwirken. Dazu zählte er auch Pfarrer und Fußballtrainer.
In seinem Eröffnungsvortrag ging er auf die zukünftigen Herausforderungen der sogenannten inklusiven Gesellschaft ein. Damit ist gemeint, dass alle Bevölkerungsgruppen, ganz gleich, ob sie jung, alt oder behindert sind, am gemeinschaftlichen Leben teilhaben können. Maly zog den Vergleich mit den Herausforderungen, die die deutsche Einheit gestellt habe: Das Zusammenwachsen "dauert sehr lange, ist sauteuer und am Ende jeden Cent wert". Eine selbstverständliche Teilnahme behinderter Menschen an der Gesellschaft zu erreichen, sei kein bautechnisches Problem - also etwa durch barrierefreie Gebäude. "Wir müssen die Barrieren in den Köpfen abbauen", sagte der Politiker.
Der Arzt und Psychiater Klaus Dörner (80) wurde für sein Lebenswerk mit dem Wissenschaftspreis der ConSozial ausgezeichnet. Er setzt sich seit Jahrzehnten dafür ein, Menschen aus geschlossenen psychiatrischen Einrichtungen herauszuholen und ihnen gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Dörner gilt als Mitinitiator der Reformbewegung in der Psychiatrie und leistete Pionierarbeit für die Integration psychisch Kranker außerhalb von Klinikmauern.
Die Messe ConSozial wird seit 1999 vom bayerischen Sozialministerium zusammen mit Wohlfahrtsverbänden veranstaltet. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto "Mission Sozialwirtschaft - produktiv und menschlich". 227 Aussteller informieren über ihre Dienstleistungen und Produkte. Erwartet werden bis Donnerstag etwa 5.000 Besucher.