Das vor einem halben Jahr gestartete Salafismus-Präventionsprojekt "Wegweiser" für radikalisierte Jugendliche verzeichnet laut NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) erste Erfolge. "Die vielen Nachfragen von besorgten Angehörigen, Freunden oder auch Lehrern zeigen: Das Projekt wird angenommen", sagte er am Mittwoch beim Besuch einer Anlaufstelle in Bochum. "Wir haben genau den richtigen Weg eingeschlagen und werden diesen konsequent fortsetzen."
Bisher gibt es Beratungsstellen in Bochum, Bonn und Düsseldorf. Im kommenden Jahr sollen Einrichtungen in Wuppertal, Remscheid, Solingen, Köln sowie im Raum Duisburg/Wesel/Dinslaken folgen. Dafür müsse im nächsten Haushalt ausreichend Geld eingeplant werden, sagte Jäger. In einem ersten Schritt hatte das Land 600.000 Euro für "Wegweiser" bereitgestellt.
Pro Woche melden sich nach Jägers Worten rund 40 Hilfesuchende in den drei bestehenden Beratungsstellen. Dort bieten Vereine und Organisationen nicht nur Beratung für Lehrer oder Eltern an, sondern begleiten auch Jugendliche, bei denen deutliche Tendenzen einer Radikalisierung zu beobachten sind.
In Bochum betreut die "Initiative zur Förderung ausländischer Kinder" (IFAK) zurzeit zehn junge Menschen, wie Geschäftsführerin Friederike Müller erläuterte. Zu 80 Prozent handele es sich um Jugendliche mit Migrationshintergrund, alle haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Unter ihnen seien einige Konvertiten sowie ein Mädchen.
Die Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren, die sich vom Salafismus angesprochen fühlten, hätten überwiegend Schwierigkeiten in der Schule, mit Eltern und Freunden, sagte Müller. Mitunter kämen sie auch aus einem liberalen Elternhaus mit religiös-islamischen Wurzeln, fühlten sich aber weder in Deutschland noch im Herkunftsland ihrer Eltern heimisch.
Der Salafismus sei die derzeit am stärksten wachsende Bewegung in Deutschland, sagte Jäger. Ihr hätten sich allein in NRW 1.800 Extremisten angeschlossen, 140 seien zu Kämpfen in Krisenregionen wie Syrien ausgereist. Prävention bedeute, das Vorgehen gegen den Salafismus als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen, betonte der SPD-Politiker.
Müller hob hervor, dass muslimische Verbände einbezogen und aktiv beteiligt werden sollten. Um die Radikalisierung eines jungen Menschen zu verhindern, sei es wichtig, dass das gesamte soziale Umfeld genau hinschaue. Eindeutige Symptome gebe es zwar nicht, aber wenn ein Jugendlicher beginne, einen gewaltbereiten Islam zu verherrlichen oder sich plötzlich ganz anders kleide, seien das bedenkliche Anzeichen.