Im Beisein von internationalen Staatsgästen ist in Warschau ein Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnet worden. "Den Schatten der Ermordeten möchten wir sagen, wir sind hier. Wir bauten dieses Museum, um die Erinnerung an unsere Vorfahren zu erhalten", sagte der Auschwitz-Überlebende Marian Turski bei der Eröffnungsfeier am Dienstag. Unter den Staatsgästen war auch der israelische Präsident Reuven Rivlin. Deutschland wurde von Staatsministerin Maria Böhmer (CDU) vertreten.
Die 4.300 Quadratmeter umfassende Dauerausstellung erzählt anhand von acht Stationen von der tausendjährigen Geschichte der Juden in Polen, die nach Verfolgungen in Westeuropa im 11. Jahrhundert dort siedelten. Die Ausstellung soll ein Gegenakzent zu den Stätten des Holocaustes darstellen und den Schwerpunkt auf das Leben der Juden legen. Als Glanzpunkt des Museums gilt der Nachbau einer Holzsynagoge.
Träger des "Pol-In"-Museums sind die Vereinigung Jüdisches Historisches Institut in Polen, die Stadt Warschau und das polnische Kulturministerium. "Pol-In" bedeutet auf Hebräisch soviel wie "hier lass dich nieder". Das Museumsprojekt entstand 1995 als gesellschaftliche Initiative und wurde 2005 offiziell als staatlich-private Einrichtung gegründet. Während die Stadt Warschau und der polnische Staat den Museumsbau mit umgerechnet 47 Millionen Euro unterstützten, warb die jüdische Vereinigung weltweit um Spendengelder für die Ausstellung. Insgesamt flossen in das Projekt mehr als 80 Millionen Euro, davon fünf Millionen aus Deutschland.
Der Museumsbau befindet sich beim Denkmal des Ghetto-Aufstandes, das an die Niederschlagung des jüdischen Widerstand durch die deutschen Besatzer 1943 erinnert. Vor dem Holocaust lebten mehr als drei Millionen Juden in Polen, heute sind es wenige Tausend.