Mit rasant wachsender Unter- und Mangelernährung sei in Sierra Leone und in Liberia zu rechnen, sagte die Welthungerhilfe-Präsidentin Bärbel Dieckmann am Montag bei der Vorstellung des Welthunger-Index 2014 in Berlin. In den Ebola-Ländern gebe es derzeit weder Anbau noch Handel mit Nahrungsmitteln.
Auch in Konfliktregionen wie dem Irak und Syrien mit einer früher guten Ernährungssituation steige derzeit das Risiko von Hungerkrisen. Die politische Lage im Südsudan gefährde die Grundversorgung der Bevölkerung ebenfalls, betonte Dieckmann. Kurzfristig könnten nur humanitäre Maßnahmen den Menschen bei der Nahrungsmittelversorgung helfen. Langfristig sei ein rascher Wiederaufbau nötig.
###mehr-links###
Weltweit leiden 805 Millionen Menschen an Hunger, betonte Dieckmann. Am dramatischsten sei die Ernähungssituation im ostafrikanischen Eritrea mit einem Welthungerindex (WHI) von 33,8 und im zentralafrikanischen Burundi mit einem WHI von 35,8. Je höher der Wert ist, desto gravierender ist die Lage.
Insgesamt nimmt der Hunger auf der Welt seit Jahren ab: Der durchschnittliche WHI 2014 aller Länder liegt bei 12,5 Punkten. Im Jahr 1990 erreichte er noch 20,6 Punkte. Zugrunde gelegt werden dabei Daten zur Unterernährung, kindlichem Untergewicht und der Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren.
"Wir schaffen es nicht, dass die Nahrungsmittel gerecht verteilt werden"
In Rom berät seit Montag ein Komitee der Vereinten Nationen über eine bessere Sicherung der Ernährung. Das Gremium bei der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) will im Lauf der Woche Richtlinien über verantwortungsvolle Agrarinvestitionen beschließen. Erwartet werden auch Beschlüsse zu Maßnahmen gegen die Verschwendung von Lebensmitteln und Ernteverluste. Auf einem Ernährungsgipfel im November in Rom soll ein Aktionsplan gegen den Hunger verabschiedet werden.
###mehr-artikel###
Welthungerhilfe-Präsidentin Dieckmann nannte es inakzeptabel, dass immer noch Millionen von Menschen nicht genug zu essen haben. Weltweit würden genügend Lebensmittel produziert. "Aber wir schaffen es nicht, dass die Nahrungsmittel gerecht verteilt werden", sie.
Der Schwerpunkt des diesjährigen WHI-Berichts lag auf dem Thema Mangelernährung. Von dem sogenannten verborgenem Hunger in Form einer unzureichenden Versorgung mit lebenswichtigen Mineralstoffen wie Eisen, Jod und Zink sowie Vitamin A sind insgesamt rund zwei Milliarden Menschen betroffen. Dazu zählten auch Bewohner in Industriestaaten.
Zur Mangelernährung vor allem in den Entwicklungs- und Reformländern erklärte Dieckmann, dass zwar häufig Reis oder Getreide in ausreichender Menge verfügbar sei. "Aber es gibt keine anderen Nahrungsmittel." Abhilfe könnten nur veränderte Anbauweisen und Investitionen in die Landwirtschaft schaffen.