Menschenrechtsgruppen aus mehreren Ländern haben am Freitag ein internationales Notruftelefon für Bootsflüchtlinge im Mittelmeer gestartet. Unter der Nummer 00334/86517161 sollen in Seenot geratene Flüchtlinge Notrufe absetzen können, wie das Netzwerk "Watch the med" in Berlin mitteilte. Das Telefon soll von beiden Seiten des Mittelmeers von Aktivisten unterstützt werden und rund um die Uhr besetzt sein. Dafür stehe ein vielsprachiges Team in
Bereitschaft.
Das Notruftelefon werde Anrufe von den Migrationsrouten im zentralen Mittelmeer, in der Ägäis sowie zwischen Marokko und Spanien entgegennehmen. Eigene Rettungsaktionen könne das Projekt allerdings nicht ausführen. "Aber es wird Alarm schlagen, wenn solche Operationen verzögert oder gar verweigert werden", betonte "Watch the med".
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Das von den Menschenrechtsaktivisten organisierte Notruf-Telefon ist eine Reaktion auf die geplante schrittweise Einstellung des italienischen Seenotrettung "Mare Nostrum". Seit der Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa im Oktober 2013, bei der mehr als 400 Menschen im Mittelmeer ertranken, sollen durch "Mare Nostrum" in einem Jahr rund hunderttausend Flüchtlinge gerettet worden sein.
Die Hilfsaktion soll in Kürze aus finanziellen Gründen eingestellt werden. Am 27. August hatte die EU-Kommission beschlossen, dass sich künftig die Grenzschutzorganisation Frontex unter dem Namen "Frontex plus" auch um Flüchtlingsrettung kümmern soll. Menschenrechtler befürchten allerdings, dass das Massensterben im Mittelmeer dann noch größere Dimensionen annehmen könnte, weil eine Flüchtlingsrettung dann nur noch im küstennahen Bereich und nicht mehr im gesamten Mittelmeer möglich sei.
Nach Angaben von "Watch the Med" sind in diesem Jahr im Mittelmeerraum bereits mehr als 3.000 Menschen auf der Flucht ums Leben gekommen.