TV-Tipp des Tages: "Tatort: Winternebel" (ARD)

iStockphoto
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Winternebel" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Winternebel", 5. Oktober, 20.15 Uhr im Ersten
Blum und ihr Konstanzer Kollege Perlmann erhalten Verstärkung durch den Schweizer Polizeimajor Lüthi, der diesmal im Zentrum der Ermittlungen steht, nachdem er im Wald einen fliehenden, aber offenbar unbewaffneten Mann erschossen hat. Lüthi ist überzeugt, dass der Flüchtige vor Jahren an der Ermordung eines entführten kleinen Jungen beteiligt war.

Auch der jüngste Fall aus Konstanz wird dem etwas betulichen Image der Bodenseekrimis gerecht, zumal die rundliche Klara Blum (Eva Mattes) mittlerweile wie aus der Zeit gefallen wirkt. Sehenswert ist "Winternebel" trotzdem, weil der Film seinem Titel vollauf gerecht wird: Die spätherbstlichen Landschafts- und Seeaufnahmen sind wunderschön, wenn auch weniger in touristischer Hinsicht. Ohnehin hat Kamerafrau Conny Janssen für ein vortreffliches Licht gesorgt, was den von entsprechender Musik (Heiko Maile) untermalten Krimibildern eine ganz eigentümliche Stimmung verleiht. Der Einstieg ist ebenfalls reizvoll, weil Autor Jochen Greve die Hauptfiguren auf unterschiedliche Fälle ansetzt.

EIne zweite Tat

Blum und ihr Konstanzer Kollege Perlmann (Sebastian Bezzel) erhalten wieder mal Verstärkung durch den Schweizer Polizeimajor Lüthi (Roland Koch), der diesmal jedoch im Zentrum der Ermittlungen steht, nachdem er im Wald einen fliehenden, aber offenbar unbewaffneten Mann erschossen hat. Lüthi ist überzeugt, dass der Flüchtige vor Jahren an der Ermordung eines entführten kleinen Jungen beteiligt war. Während sich Klara Blum noch fragt, ob der Schweizer in seiner Fixierung womöglich eine alte Rechnung beglichen hat, sucht Perlmann nach den Hintergründen für eine zweite Tat: Am Ufer ist der erschlagene Maschinist einer Bodenseefähre gefunden worden. Natürlich gehören die beiden Todesfälle zusammen, aber es dauert eine Weile, bis klar wird, dass die Antwort auf alle Fragen eine weitere Entführung ist.

Wie viel zu oft beim "Tatort" aus Konstanz sind die Nebenfiguren mit Schauspielern besetzt, die keiner kennt. Einige sind sehr glaubwürdig; Kristin Meyer zum Beispiel versieht die Witwe des Maschinisten mit kleinen Zwanghaftigkeiten, die viel über diese Rolle aussagen. Auch Annina Euling macht ihre Sache als mutiges Entführungsopfer ausgezeichnet. Die Darsteller der Eltern (Benedict Freitag, Elisabeth Niederer) der jungen Frau dagegen sind furchtbare Nervensägen. Das mag allerdings auch an ihrer Rollenbeschreibung liegen: Die Darbietungen wirken zwar theatralisch und entsprechend künstlich, aber andererseits lebt das reiche Paar auch in einer künstlichen Welt. Die Szenen ihrer Ehe, die vor allem aus gegenseitigen Vorwürfen bestehen, machen jedoch einen großen Teil der Handlung aus, weshalb die Spannung in der Mitte des Films spürbar abnimmt.

Mit Ausnahme von "Im Netz der Lügen" waren die bisherigen Konstanz-Krimis von Regisseur Patrick Winczewski ("Bluthochzeit", "Der Nachtkrapp") ähnlich beschaulich; sein "Tatort" zum anstehenden Jubiläum von Lena Odenthal ("Blackout", 26. Oktober) ist da von ganz anderem Kaliber. Dass Winczewski auch anders kann, beweist er mit dem packenden Finale, das vermutlich schon rein logistisch eine enorme Herausforderung war, weil eine ausführliche Verfolgungsjagd mitten durch die Konstanzer Fußgängerzone führt. Der buchstäbliche Wettlauf der Ermittler um das Leben des entführten Mädchens entschädigt für das spannungsarme Mitteldrittel.