Das "Tötungstabu" dürfe nicht gelockert werden, sagte er am Donnerstagabend bei der Aufzeichnung der evangelischen Fernseh-Talkshow "Tacheles" in der Marktkirche in Hannover. "Das Leben ist unverfügbar", betonte er. Der Bundestag will in diesem Herbst mit den Beratungen über das Thema Sterbehilfe beginnen. Dabei wird auch diskutiert, ob ärztliche Hilfe zum Suizid in eng umgrenzten Fällen erlaubt sein soll.
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Eine Lockerung des Tötungsverbots werde den Druck auf alte und schwache Menschen erhöhen, warnte Bedford-Strohm. Sie stellten sich dann die Frage, ob es richtig sei, anderen noch zur Last zu fallen. Was rechtlich festgelegt sei, entfalte eine Signalwirkung. "Die öffentliche Botschaft wäre, dass es zum Normalen gehört, sich töten zu lassen." Das gelte dann als Möglichkeit, die Menschen wählen könnten. Der aus seiner Sicht richtige Weg sei, schwer kranke Menschen mit Schmerzmedizin und Zuwendung zu begleiten bis zur "allerletzten Stunde".
Die langjährige SPD-Politikerin Ingrid Matthäus-Maier betonte dagegen, Menschen mit einer schlimmen Krankheit dürfe die Möglichkeit der Sterbehilfe nicht verwehrt werden: "Es ist nicht human und nicht mitmenschlich, diese Menschen alleinzulassen." Nur jeder Einzelne selbst dürfe entscheiden, ob er Sterbehilfe wolle oder nicht. "Viele Menschen wollen einen Ausweg haben, wenn es schrecklich wird", sagte Matthäus-Maier. Für sie sei es tröstlich zu wissen, dass ihnen im äußersten Fall ein Arzt zur Seite stehen könne.
Der Vorsitzende des Hartmannbundes der Ärzte, Klaus Reinhardt, sagte, er könne sich Sterbehilfe durch Ärzte nicht vorstellen. Im Normalfall wolle der Mensch leben. Die Schmerzmedizin verfüge heute über zuverlässige Methoden, darüber müssten die Menschen besser informiert werden. "Wenn alle das wüssten, dann würde sich der Wunsch nach Sterbehilfe abschwächen", sagte der Mediziner.
Die Sterbehilfe-Debatte war die letzte Folge der Talkshow "Tacheles" in ihrer bisherigen Form. Der Sender Phoenix und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beraten über ein neues Konzept.
Die einstündige Diskussion wird voraussichtlich am 28. September um Mitternacht und am 5. Oktober um 13 Uhr auf Phoenix ausgestrahlt.