Viele Menschen hätten sich innerlich von der Kirche entfernt und erlebten sie nicht mehr, sagte der Leiter der katholischen Vertretung in Berlin der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". "An diesem Bindungsverlust sind wir zum Teil selbst schuld, wenn wir uns zum Beispiel aus der Fläche zurückgezogen haben."
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Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche hatte sich 2013 auf fast 180.000 erhöht. Für das laufende Jahr wird mit einer erneuten Steigerung gerechnet. Hintergrund ist die Änderung bei der Erhebung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge, die im Januar 2015 in Kraft tritt. Entsprechende Informationen der Banken hatten zu Verunsicherung unter den Kirchenmitgliedern geführt. Jüsten sagte, ein Christ trete weniger wegen einer steuerlichen Änderung aus, sondern weil er "schon lange innerlich mit der Kirche abgeschlossen hat". Für den formalen Schritt fehle dann nur noch der Anlass.
Mit Blick auf die steuerlichen Änderungen räumte Jüsten zugleich Kommunikationsmängel ein. Die Kirche müsse "besser erklären", dass es nicht um eine neue Steuer gehe, sondern lediglich um eine andere Erhebungsform. "Wir müssen noch mehr informieren", ergänzte der Prälat. Mit Blick auf Vorwürfe gegen Banken sagte er, diese hätten ihre Kunden korrekt informiert. "Ich habe keine Belege dafür, dass Bankberater massenhaft zum Kirchenaustritt aufgerufen haben."
Die Kirchensteuer auf Kapitalerträge wird ab 2015 nicht mehr mit der Steuererklärung fällig, sondern direkt von den Banken abgezogen. Entsprechende Mitteilungen der Geldinstitute hatten in mehreren evangelischen Landeskirchen zu stark erhöhten Kirchenaustrittszahlen geführt. Aus der katholischen Kirche liegen bisher nur wenige aktuelle Zahlen vor; diese deuten indes ebenfalls auf deutlich mehr Austritte im ersten Halbjahr.