"Die Not hier ist unglaublich groß", sagte die Sprecherin der Hilfsorganisation, Anne Dreyer, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Erbil. "Die Menschen brauchen dringend unsere Hilfe", betonte sie. Unzählige Schulen würden als Flüchtlingsunterkünfte genutzt. Im Irak sind etwa eine Million Menschen vor der radikal-sunnitischen Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) auf der Flucht.
Die Terroristen verfolgen Christen, Jesiden und Schiiten, aber auch gemäßigte Sunniten. Viele Flüchtlinge seien stark traumatisiert, berichtete Dreyer, die gemeinsam mit dem Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, Martin Keßler, in den Nordirak gereist ist. "Dass sich westliche Politiker für ihr Schicksal einsetzen, macht ihnen Hoffnung", sagte sie. Die Bundeswehr hatte am Freitag erste Flüge mit Hilfsgütern in den Nordirak gestartet. Die Flugzeuge transportieren vor allem Decken, Lebensmittel und Medikamente. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) wollte am Wochenende zu einem Besuch in die Region aufbrechen, um sich vor Ort zu informieren, wie Deutschland und die EU am besten helfen können.
Sie erlebe aber auch eine große Hilfsbereitschaft seitens der kurdischen Bevölkerung, unterstrich Dreyer: "Hier wird sehr viel Nachbarschaftshilfe geleistet." Viele Menschen teilten Trinkwasser und Lebensmittel mit den Flüchtlingen. Die Diakonie Katastrophenhilfe versorgt im Nordirak nach eigenen Angaben rund 2.000 Familien mit Hilfsgütern, die einmal täglich verteilt werden. Nur eine Stunde Fahrt von Erbil entfernt tobt laut Dreyer der Kampf zwischen kurdischen Truppen und IS-Milizen. Dennoch sei die Lage in der Stadt sicher. "Die hier angekommenen Vertriebenen glauben fest daran, dass sie nicht noch einmal fliehen müssen."