Das UN-gestützte Sondertribunal in Kambodscha hat zwei der ranghöchsten noch lebenden Ex-Funktionäre der Roten Khmer wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Der sogenannte "Bruder Nummer Zwei" und frühere Chefideologe Nuon Chea (88) sowie der einstige Staatschef Khieu Samphan (83) müssen lebenslang in Haft. Die beiden Ex-Kader seien unter anderem verantwortlich für Morde, Zwangsvertreibungen und politische Verfolgung, begründeten die Richter in der Hauptstadt Phnom Penh am Donnerstag ihr Urteil.
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Das Verfahren hatte im November 2011 begonnen und endete im Oktober vergangenen Jahres. Mehrfach hatten Nuon Chea und Khieu Samphan ihre Beteiligungen an den Gräueltaten abgestritten. Medienberichten zufolge kündigten die Anwälte der Verurteilten an, in Berufung zu gehen.
Unter der Terrorherrschaft der Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 kamen fast zwei Millionen Menschen ums Leben. Sie starben in Arbeitslagern oder Gefängnissen, wurden gefoltert und hingerichtet oder verhungerten. Der als "Bruder Nummer Eins" bekannte Diktator Pol Pot kann nicht mehr juristisch belangt werden. Er starb 1998.
In einem weiteren Verfahren, das mit einer Anhörung Ende Juli begann, müssen sich die beiden Ex-Kader zudem wegen Völkermordes, Zwangsverheiratungen und Vergewaltigungen verantworten. Der Vorwurf des Völkermordes betrifft vor allem Massaker an Vietnamesen und der muslimischen Cham-Minderheit. Der zweite Prozess wird voraussichtlich bis 2016 dauern. Wegen der Schwere und Komplexität der Anschuldigungen hatte das Sondertribunal zuvor beschlossen, die Verfahren in mehrere Prozesse aufzuteilen.
Das Urteil gegen Nuon Chea und Khieu Samphan ist erst das zweite des seit acht Jahren arbeitenden Tribunals. Zuvor war der einstige Folterchef Kaing Khek Iev alias Duch, damals Leiter des berüchtigten Tuol-Sleng-Gefängnisses, nach einem Berufungsverfahren im Februar 2012 ebenfalls zu lebenslanger Haft verurteilt worden.