Der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms und der evangelische Militärbischof Sigurd Rink warnen in einem gemeinsamen Beitrag für die "Leipziger Volkszeitung" (Samstagsausgabe) davor, "durch eine isolierte Logik politischer, wirtschaftlicher oder militärischer Faktoren" die Debatte um Werte und Interessen zu ersetzen.
Die Theologen reagieren damit auf die Diskussion über die Forderung von Bundespräsident Joachim Gauck nach mehr deutschem Engagement in internationalen Konflikten. Brahms und Rink begrüßen es in dem Beitrag ausdrücklich, "dass nach den Äußerungen des Bundespräsidenten, des Außenministers und der Verteidigungsministerin der öffentliche Diskurs Fahrt aufgenommen hat".
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Die Androhung und Anwendung militärischer Gewalt sei "als äußerste Handlungsmöglichkeit ethisch zu denken, wenn sie der Durchsetzung des Rechts und der Wahrung des Friedens dient", heißt es in dem Beitrag. Zugleich betonen der Friedensbeauftragte und der Militärbischof: "Eine Konzentration der Debatte auf militärische Mittel würde in die Irre führen."
Nicht nur die politischen Mandatsträger trügen für friedenspolitische Entscheidungen Verantwortung, "sondern die gesamte Gesellschaft ist dazu aufgerufen", heißt es weiter. Als Konsens dürfe gelten: "Angesichts schwerster andauernder Menschenrechtsverletzungen, angesichts von Genoziden ist 'Wegschauen' keine Option. Wir tragen Verantwortung." Die Alternative zum Wegschauen sei allerdings nicht allein die militärische Option: "Es muss vielmehr auch hier auf die Grenzen militärischen Gewaltgebrauchs hingewiesen werden."
"Der Einsatz militärischer Gewalt schafft keinen Frieden", betonen die evangelischen Theologen. Er könne maximal der Politik für eine begrenzte Zeit den Raum schaffen, mit zivilen Mitteln friedensschaffende und friedensfördernde Prozesse in Gang zu bringen. "Militärische Maßnahmen müssen daher in ein umfassendes friedens- und sicherheitspolitisches Konzept eingebettet sein", so Brahms und Rink.
Bundespräsident Gauck hatte bei der Münchener Sicherheitskonferenz am 31. Januar mehr deutsches Engagement in internationalen Konflikten gefordert und dabei militärische Einsätze ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Ostdeutsche evangelische Pfarrer, die wie Gauck in der kirchlichen Oppositionsbewegung der DDR aktiv waren, warfen ihm daraufhin vor, sich von den Idealen der damaligen Friedensbewegung abzuwenden. Gauck hat diese Sicht in einem Schreiben des Leiters des Bundespräsidialamtes, David Gill, an die Kritiker zurückgewiesen.