Erster Weltkrieg: Historiker sieht Parallelen zur Gegenwart

Erster Weltkrieg: Historiker sieht Parallelen zur Gegenwart
Der Historiker Jörn Leonhard sieht Parallelen zwischen der Situation unmittelbar vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 und dem aktuellen Konflikt zwischen Russland und dem Westen.

Zwar müsse man vorsichtig sein mit historischen Vergleichen, aber es gebe Analogien, sagte der Co-Direktor des Freiburg Institute for Advanced Studies am Freitag im Deutschlandradio Kultur. So habe die subjektive Wahrnehmung  Österreich-Ungarns 1914, "eingekreist zu sein, gedemütigt zu werden", durchaus Parallelen zur Situation oder zur Selbstwahrnehmung vieler russischer Politiker in der Gegenwart.

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"Russland hat im Grunde genommen zwei imperiale Vergangenheiten, die des Zarenreiches und die der Sowjetunion", sagte der Freiburger Geschichtswissenschaftler: "Und Putin ist jemand, der diesen Phantomschmerz in der postimperialen Phase geschichtspolitisch ganz geschickt ausnutzt." Imperien hätten auch nach ihrem formalen Untergang eine Nachgeschichte, die man politisch nicht unterschätzen dürfe: "Das ist, glaube ich, etwas, das zum Verständnis - nicht zur Entschuldigung - der Reaktionen in Russland ganz wesentlich dazugehört."

Der Freiburger Historiker betonte jedoch auch große Unterschiede zwischen 1914 und heute: So gebe es derzeit anders als damals direkte Kommunikation zwischen beiden Seiten. Am 1. August vor 100 Jahren war Deutschland in den Ersten Weltkrieg eingetreten. Dieser hatte wenige Tage zuvor mit der Kriegserklärung des Kaiserreichs Österreich-Ungarn an Serbien begonnen hatte.