In einem Gastbeitrag für das Nachrichtenmagazin "Focus" schrieb Bosbach, Schneider stehe zwar mit dieser Position im "Widerspruch zur Haltung seiner Kirche", das sei allerdings kein Grund zur Kritik: "Im Leben eines jeden Menschen gibt es Fragen von wahrhaft existenzieller Bedeutung, die jede(r) Betroffene nur für sich selber - nach bestem Wissen und Gewissen - beantworten kann."
###mehr-artikel###Zugleich rügte Bosbach, dass Schneider von Anhängern kommerzialisierter Sterbehilfe "nun zum Kronzeugen ihres Engagements" gemacht werde. Schneider begründe seine Zusage an die Ehefrau ausschließlich mit der Liebe zu ihr. Es sei "ein großer Unterschied, ob jemand aus Mitgefühl und lebenslanger Verbundenheit mit einem Schwerstkranken dessen letzten Wunsch erfüllt, oder ob man aus dem Wunsch vieler Menschen, aus Angst vor unerträglichen Schmerzen oder langem Siechtum ein Geschäftsmodell macht", unterstrich der Christdemokrat.
Der EKD-Ratsvorsitzende Schneider (66) will wegen der Erkrankung seiner Frau Anne (65) im November von seinem Amt an der EKD-Spitze zurücktreten. In Interviews mit dem Nachrichtenmagazin "stern" und der Wochenzeitung "Die Zeit" hatte er bekundet, seine Frau bei der Sterbehilfe zu unterstützen, wenn sie das "Geschenk des Lebens an Gott zurückgeben" wolle. Dies sei zwar völlig gegen sein ethisch-theologisches Verständnis, "aber am Ende würde ich sie wohl gegen meine Überzeugung aus Liebe begleiten", sagte der Theologe.