EKD will keinen hauptamtlichen Ratsvorsitzenden

EKD will keinen hauptamtlichen Ratsvorsitzenden
Kirche lehnt Vorschlag von Unternehmensberater ab. Man sei auch so in den gesellschaftlichen Debatten präsent genug.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) benötigt nach eigener Einschätzung keinen hauptamtlichen Ratsvorsitzenden. Die Kirche sei im gesellschaftlichen Diskurs, wie derzeit etwa um die Sterbehilfe oder friedensethische Fragen, "in der bewährten Konstellation äußerst präsent", sagte ein EKD-Sprecher am Freitag in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Unternehmensberater Henning von Vieregge hatte angeregt, den Ratsvorsitzenden hauptamtlich in Berlin anzusiedeln und ihm den Titel "Erzbischof" zu verleihen.

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Die Kirche brauche eine "klare Nummer eins" sowie eine "Persönlichkeit mit Zeit und Tiefgang", sagte Vieregge dem epd. Bisher wird die Position ehrenamtlich durch einen leitenden Geistlichen aus einer der Landeskirchen besetzt. Die Amtszeit beträgt sechs Jahre. Gewählt werden der Rat als oberstes Leitungsgremium und dessen Vorsitzender von der EKD-Synode, dem Parlament der Kirche, sowie Vertretern der Landeskirchen.

"Die Wahrnehmung von Herrn von Vieregge können wir nicht teilen", erläuterte der Sprecher. Auch der Anregung des Beraters, das EKD-Kirchenamt von Hannover in die Bundeshauptstadt zu verlegen, erteilte er eine Absage: "Der Standort Hannover steht für uns nicht zur Debatte." Die Verwaltungszentrale der EKD befindet sich seit dem Jahr 1949 in der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Im Herbst entscheidet die EKD-Synode in Dresden über die Nachfolge des Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider. Dieser hatte seinen vorzeitigen Rückzug zum 10. November angekündigt, weil er seiner krebskranken Frau beistehen will. Schneiders reguläre Amtszeit wäre im November 2015 zu Ende gegangen.

Im Zuge der EKD-Reformdebatte hatte der Bischof von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, vor einigen Jahren vorgeschlagen, an der Spitze einen Leitenden Bischof oder Erzbischof einzusetzen. Dieser sollte zugleich Berliner Bischof sein. Der Vorschlag, den Ratsvorsitzenden zum Erzbischof zu machen, "wäre nur konsequent", sagte von Vieregge. Den Titel "Erzbischof" gibt es bei den reformatorischen Kirchen allerdings nur in einigen lutherischen Nationalkirchen, etwa in Schweden und Russland, sowie bei den Anglikanern. In Deutschland sind die Landeskirchen lutherisch, reformiert oder uniert.