Viele Indonesier sagen, Joko Widodo sei anders als viele Politiker. Manche vergleichen den hageren 53-Jährigen mit US-Präsident Barack Obama, dem er etwas ähnlich sieht. Widodo ist Fan von Heavy-Metal-Musik, gilt als volksnah, bescheiden und ehrlich. Allgemein wird er "Jokowi" genannt. Als Gouverneur der Hauptstadt Jakarta ging er auf die kleinen Leuten zu, hörte sich ihre Probleme an und verbrachte wenig Zeit am Schreibtisch. Nun wurde er zum Präsidenten gewählt. Sein Sprung ins höchste Staatsamt im Oktober wird jedoch von Spannungen überschattet.
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Bei der Wahl am 9. Juli erhielt Widodo mehr als 53 Prozent der Stimmen, wie die Wahlkommission am Dienstag offiziell bekanntgab. Allerdings sträubt sich der Gegenkandidat, Ex-General Prabowo Subianto, seine Niederlage zu akzeptieren, und beklagt Manipulationen. Indonesien mit seinen mehr als 240 Millionen Einwohnern gilt als drittgrößte Demokratie der Welt. Fast 90 Prozent der Menschen in dem südostasiatischen Inselreich und Vielvölkerstaat sind Muslime.
Als Hauptstadt-Gouverneur kreuzte Widodo in Slums oder auch unangemeldet in Behörden auf, um sich davon zu überzeugen, dass die Beschäftigten ihrer Arbeit nachgehen oder überhaupt anwesend sind. Unfähige Bedienstete sollen entlassen worden sein. Mit seiner zupackenden Art unterscheidet er sich von der alten Politikerkaste aus dem Dunstkreis des 1998 gestürzten Diktators Suharto, die als selbstgefällig und abgehoben verschrien ist.
Geboren wurde Jokowi am 21. Juni 1961 in der Stadt Surakarta (auch bekannt als Solo) in Zentraljava und wuchs in äußerst bescheidenen Verhältnissen auf. Bereits als kleiner Junge soll er den Wert von Bildung erkannt haben. Er studierte Forstwirtschaft, wurde Möbelfabrikant und bekam drei Kinder. 2005 gewann er die Bürgermeisterwahl in seiner Geburtsstadt Solo, in der rund 500.000 Menschen leben. Und diesen Job machte er offensichtlich so überzeugend, dass er fünf Jahre später mit 90 Prozent der Stimmen wiedergewählt wurde.
Seine Popularität als frischer Geist trug ihm im September 2012 den Wahlsieg zum Gouverneur der Zehn-Millionen-Einwohner-Metropole Jakarta ein. Sein steiler Aufstieg innerhalb weniger Jahre wird häufig mit Obamas Karriere verglichen. Seine Kritiker werfen ihm indes vor, dass viele seiner Aktivitäten in Jakarta vor allem Show für die Medien seien. Wenn Widodo über den Kampf gegen Korruption und Armut, die Verbesserung der maroden Infrastruktur oder religiöse Intoleranz spreche, bleibe er inhaltlich vage.
Im März nominierte ihn die oppositionelle "Partei des Kampfes (PDI-P) unter Ex-Präsidentin Megawati Sukarnoputri als Kandidaten für das höchste Staatsamt. Aber der ersehnte "Jokowi-Effekt , den sich die PDI-P bereits für die Parlamentswahlen am 9. April erhofft hatte, blieb aus. Zwar ging die Partei aus der Abstimmung mit knapp 19 Prozent der Stimmen als stärkste Fraktion hervor, hatte sich aber deutlich mehr Zuspruch erhofft.
Jokowi selbst ist durchaus bewusst, dass er es nicht allein schaffen kann, die Verhältnisse in Indonesien zu verändern. Sein Land brauche eine "Revolution in den Köpfen, sagt er.