Das teilte Finanzdezernent Gordon Sobbeck am Freitag in Limburg mit. Erstmals legte das krisengeschüttelte Bistum alle Finanzhaushalte offen. Ein Bauskandal um den inzwischen zurückgetretenen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hatte im vergangenen Jahr wochenlang die Schlagzeilen beherrscht.
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"Die Kirche muss lernen, umfassend Rechenschaft über das Geld abzulegen, das ihr von den Mitgliedern anvertraut wird", sagte der stellvertretende Übergangsverwalter der Diözese, Wolfgang Rösch. Die Gläubigen sollten erfahren, warum die Kirche so viel Vermögen habe, die auch ein großer Arbeitgeber sei und gesellschaftliche Aufträge erfülle. Von Limburg könne ein Anstoß für andere deutschen Bistümer ausgehen, unterstrich Rösch.
Das Bistum hat nach Angaben Sobbecks im vergangenen Jahr 191 Millionen Euro Kirchensteuern eingenommen. 142 Millionen davon seien für Personalaufwendungen ausgegeben worden. Die Aufwendungen hätten die Erträge um fast 59 Millionen Euro übertroffen. Dies sei durch Entnahmen aus Rücklagen und Erträgen der Finanzanlagen ausgeglichen worden, sagte der Finanzdezernent.
Die gesamte Bilanzsumme setzt sich aus den Einzelbilanzen des Bistums selbst, des Domkapitels sowie einer diözesaneigenen Schulstiftung zusammen. Das Bistum hatte 2013 eine Bilanz von 909 Millionen Euro. Darunter befinden sich nach Sobbecks Worten Finanzanlagen von 703 Millionen Euro und Sachanlagen, zumeist Immobilien, mit einem Buchwert von rund 80 Millionen Euro. Die Schulstiftung hatte eine Bilanz von 31 Millionen Euro, das Limburger Domkapitel 4,4 Millionen Euro.
Auf 92 Millionen Euro belief sich Ende 2012 die Bilanz des Bischöflichen Stuhls. In den Sachanlagen in Höhe von 49 Millionen Euro ist der Bau von Tebartz-van Elsts Bischofsresidenz enthalten. Sobbeck kündigte die Veröffentlichung des Jahresabschlusses 2013 noch in diesem Jahr an. Das von dem früheren Bischof aufgelöste Sankt-Georgswerk soll laut Rösch wiedergegründet werden. Die auf den Bischöflichen Stuhl übertragenen 13 Millionen Euro sollen zurückgeführt werden.
Zahl der Kirchenaustritte stark gestiegen
Im vergangenen Jahr sind im Bistum Limburg 7.980 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Ihre Zahl hat sich im Vergleich zu 2012 fast verdoppelt. "Die hohe Zahl an Kirchenaustritten ist eine erschütternde Realität, die uns zeigt, wie wir das Vertrauen vieler Menschen verloren haben", sagte der Paderborner Weihbischof Manfred Grothe, der die Diözese Limburg übergangsweise verwaltet.
Unterdessen haben katholische Theologen die Turbulenzen des Bistums in einem Sammelband beleuchtet. Das Buch "Der 'Fall' Tebartz-van Elst - Kirchenkrise unter dem Brennglas" erscheint am kommenden Montag. Herausgeber ist der Direktor des Hauses am Dom in Frankfurt am Main, Joachim Valentin. Zu den Autoren gehören der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff, der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sowie der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz.
Joachim Valentin (Hg.): Der "Fall" Tebartz-van Elst - Kirchenkrise unter dem Brennglas, Freiburg i.Br. 2014. Herder-Verlag, 208 Seiten, 14,99 Euro (erscheint am 21. Juli).