Streit über Ehrung für palästinensischen Pfarrer

Streit über Ehrung für palästinensischen Pfarrer
Über die Auszeichnung des palästinensischen Pfarrers Mitri Raheb mit dem Deutschen Medienpreis ist es zu einer Kontroverse gekommen. Bei der Deutsch-Israelischen Gesellschaft sowie in christlich-jüdischen Organisationen stieß die Ehrung des lutherischen Pfarrers aus Bethlehem am Mittwoch auf Kritik. Hingegen nahm der Bischof der Pommerschen Kirche und Vorsitzende des evangelischen Jerusalemvereins, Hans-Jürgen Abromeit, den Theologen in Schutz.

Raheb ist lutherischer Pfarrer in Bethlehem. Am 24. Februar wird er in Baden-Baden mit dem Deutschen Medienpreis für seinen Einsatz zur Verständigung von Christen, Juden und Muslimen geehrt. Raheb schaffe in der biblischen Stadt Orte der Begegnung und des Dialogs, heißt es in der Begründung. Neben Raheb werden der ehemalige Oberleutnant der Sowjetarmee, Stanislaw Petrow, die afghanische Pädagogin Sakena Yacoobi und der kongolesische Arzt Denis Mukwege ausgezeichnet.

Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhold Robbe, erinnerte am Mittwoch daran, dass der evangelische Theologe Raheb "ganz wesentlich" verantwortlich sei für das umstrittene "Kairos-Papier" von palästinensischen Christen, in dem unter anderem ein Boykott israelischer Waren befürwortet wird. Der Dachverband der christlich-jüdischen Gesellschaften äußert in einem Schreiben "großes Befremden" darüber, dass der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog die Laudatio auf den palästinensischen Theologen Raheb halten werde. Als ehemaliger Schirmherr der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit habe Herzog sich "entschieden gegen alle Formen der Judenfeindschaft, religiösen Antijudaismus, rassistischen und politischen Antisemitismus sowie Antizionismus" eingesetzt.

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Umso weniger sei verständlich, dass Herzog nun einen Theologen zu würdigen gedenke, der in seiner Theologie "jahrhundertealte judenfeindliche Stereotypen palästinensisch neu" belebe. Raheb vertrete die Überzeugung, "Israel sei in den biblischen Verheißungen Gottes durch Palästina" zu ersetzen und zudem sei "Jesus Palästinenser und kein Jude", schreibt der Dachverband. Gerade in Deutschland müsse das in fataler Weise an "Kirche und Theologie des Nationalsozialismus" erinnern, als "das Heil vom jüdischen auf das deutsche Volk übergehen" sollte und "Jesus als Arier galt". Vor diesem Hintergrund müsse Rahebs "palästinensische Befreiungstheologie ganz klar als antisemitisch" bezeichnet werden, heißt es in dem Schreiben.

Bischof verteidigt Preisträger

In einem epd vorliegenden Schreiben an Laudator Herzog hebt Bischof Abromeit hervor, Raheb habe niemals das Recht des jüdischen Volkes bestritten, in Israel präsent zu sein, "niemals hat er eine extremistische Agenda verfolgt, niemals hat er antisemitische Aussagen getätigt". Raheb habe den Deutschen Medienpreis verdient, schreibt Abromeit und bittet Herzog, sich nicht von den Diffamierungen des Pastors beeindrucken zu lassen. Der palästinensische Theologe wage es, Kritikwürdiges beim Namen zu nennen. Er trete für die Menschenwürde jedes Einzelnen ein und suche Lösungen für den Nahost-Konflikt "durch Dialog, auf friedlichem Wege und gewaltlos".

Bereits in der vergangenen Woche hatte die Deutsche Initiative für den Nahen Osten die Preisvergabe an Raheb verteidigt. Vorwürfe gegen ihn seien unbegründet und verzerrend, sagte der Sprecher der Initiative, Manfred Erdenberger. Der Pfarrer, der schon 2008 mit dem Aachener Friedenspreis geehrt wurde, habe stets gewaltsame Auseinandersetzungen im Nahost-Konflikt abgelehnt und das Existenzrecht Israels nicht bestritten.

epd