Filmkritik der Woche: "Die Kunst zu gewinnen - Moneyball"

Filmkritik der Woche: "Die Kunst zu gewinnen - Moneyball"
Zum Siegen verdammt: Im Film "Die Kunst zu gewinnen - Moneyball" glänzt Brad Pitt als Baseballmanager, der dank neuartiger Methoden einen kleinen Verein zum großen Erfolg führt.
31.01.2012
Von Frank Schnelle

In den USA genießt keine andere Sportart eine ähnlich kultische, quasireligiöse Verehrung wie der Baseball. Kein Wunder, dass Baseball-Manager Billy Beane (Brad Pitt) im Film "Die Kunst zu gewinnen - Moneyball" auf Widerstände stößt, als er althergebrachte Trainings-Methoden über Bord wirft. Für ihn zählen nur die Ergebnisse, Fakten und Durchschnittswerte - gemäß der Devise: Punkte kann man kaufen, und die Kunst zu gewinnen besteht vor allem darin, möglichst wenig dafür zu bezahlen.

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Im Laufe der Geschichte gelingt es Beane, seine Vision einer perfekt durchgerechneten Team-Strategie zu entwickeln, gestützt auf Statistik und hochkomplexe Managementsoftware. Auch wenn er sich erst gegen den störrisch-unbelehrbaren Coach (Philip Seymour Hoffman) seiner Mannschaft "Oakland Athletics" durchsetzen muss.

Lose eingestreute Rückblenden charakterisieren Beane als ehemaligen Profispieler, dem nie so recht der Durchbruch gelingen wollte; seine Beharrlichkeit rührt selbstverständlich von dieser unerfüllten Karriere her. Und fast genauso zwangsläufig hat er eine gescheiterte Ehe hinter sich, aus der der einzige Mensch hervorgegangen ist, der ihn wenigstens vorübergehend aus seiner hermetischen Baseball-Blase herauszuholen vermag: seine halbwüchsige Tochter. Ansonsten ist er ein Getriebener, so versessen aufs Spiel, dass er es paradoxerweise nicht live mitzuerleben vermag.

Beane durchschaut früh, dass die einzige Chance der "Oakland A's" darin besteht, mit den herkömmlichen Managementmethoden zu brechen. Doch erst als er bei einem Transfergespräch den jungen Peter Brand (Jonah Hill) entdeckt und vom Fleck weg verpflichtet, bekommt er das unkonventionelle Rüstzeug an die Hand geliefert, nach dem er gesucht hat. Brand, ein nerdiger Wirtschaftswissenschaftler, den einer der alten Scouts abfällig "Google Boy" nennt, revolutioniert mit seiner eigenwilligen Arithmetik die Art und Weise, wie Profisport gedacht und gemacht wird. Er entdeckt Qualitäten in Spielern, die sonst kein Radarsystem erfasst.

Natürlich haben die Kritiker recht: Beane und Brand verkaufen die Seele des Sports an eine Tabellensoftware, sie casten mit dem Rechenschieber und lassen die Vernunft regieren, wo zuvor die Emotionalität herrschte. Dass darin eine gewisse Mehrdeutigkeit, wenn nicht gar Tragik steckt, verschweigt "Moneyball" keineswegs. Zugleich wird deutlich, dass Billy Beane keine andere Wahl hat: Das System kann er nur schlagen, indem er dessen Schwächen gnadenlos ausnutzt.

"Die Kunst ein unfaires Spiel zu gewinnen"

Die Konsequenz daraus deutet der Film in seinem Epilog an: Die großen Vereine haben die Methoden des kleinen Clubs von der Westküste umgehend adaptiert und somit die Verhältnisse, die einer wie Beane mit seinem Mut zur Innovation kurzzeitig zum Tanzen brachte, ganz schnell wieder normalisiert.

Der Film basiert auf einer wahren Geschichte, die der Autor Michael Lewis in dem Buch "Moneyball: The Art of Winning an Unfair Game" aufgeschrieben hat. Die Hollywood-Produktion zeigt nun wieder einmal, dass in Sachbüchern die besten Geschichten stecken können. Einerseits schildert "Moneyball" eine ganz gewöhnliche David-gegen-Goliath-Story, den schier unglaublichen Triumph des Underdogs, den Oakland Athletics. Aber zum anderen geht es Regisseur Bennett Miller nicht um die große Bühne, sondern um die Inszenierung dahinter. Denn der Film erzählt von den universellen Regeln des Spiels, das Ökonomie heißt.

USA 2011. Regie: Bennett Miller. Buch: Steven Zaillian, Aaron Sorkin. Mit: Brad Pitt, Jonah Hill, Philip Seymour Hoffman, Robin Wright, Chris Patt, Stephen Bishop, Brent Jennings. Laufzeit: 133 Min. FSK: ab 0, Al., ff.

epd