"2aid.org": Online erleben, wie die eigene Spende ankommt

"2aid.org": Online erleben, wie die eigene Spende ankommt
Schon als Düsseldorfer Schülerin hat Anna Vikky regelmäßig ihr Sparschwein für die tamilischen Verwandten geleert. Als der Tsunami an Weihnachten vor sieben Jahren auch Teile Sri Lankas verwüstete, stand sie gemeinsam mit Freunden auf der Straße, um für die Opfer der riesigen Flutwelle Spenden zu sammeln. Und war danach enttäuscht. Also baute sie eine Webseite.
29.12.2011
Von Sabine Damaschke

"Wir wussten nicht genau, wen wir mit den Spenden erreichen und wie viel von dem Geld vor Ort tatsächlich ankommt", erzählt Vikky. Trotzdem ließ sie der Gedanke nicht los, etwas für die Menschen zu tun, die täglich um ihre Existenz kämpfen müssen. Heute gehört das Spendensammeln zum Alltag der 24-Jährigen, die in Heidelberg Zahnmedizin studiert. Dafür geht sie aber nicht mehr auf die Straße, sondern ins Internet.

Mit "2aid.org" hat Anna Vikky im Juli 2009 die erste Charity-Plattform Deutschlands gegründet, die über Portale wie Facebook, Xing, Twitter oder Studi-VZ gesteuert wird. "Bei uns können die Leute per Umfrage abstimmen, was mit ihren Spenden geschieht", erklärt die Studentin. Beim ersten Projekt entschied sich die Mehrheit für das Thema Wasser, weil eine Milliarde Menschen kein sauberes Trinkwasser hat und deshalb fast alle 15 Sekunden ein Kind stirbt. Mit Spenden von rund 28.500 Euro finanzierte "2aid" bislang 15 Projekte, darunter den Bau von sechs Brunnen in Uganda.

Motto: "Erlebe deine Hilfe"

Gemessen am Spendenaufkommen bekannter Hilfswerke ist das wenig. Bislang machten Onlinespenden in Deutschland Studien zufolge unter zehn Prozent des gesamten Spendenvolumens aus. Doch kleinen Organisationen wie "2aid" gehört die Zukunft, meint die Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats, Daniela Felser. Denn im Internet könne nicht nur schnell und umfassend über ein Projekt informiert werden, es sei auch eine größere Transparenz und Interaktivität möglich. "Die Spender wollen heute wissen, was genau mit ihrem Geld geschieht", beobachtet Felser.

Bild links: "2aid"-Gründerin Anna Vicky. Foto: epd-bild/2aid.org/Falco Peters

Deshalb rufen Anna Vikky und ihr zehnköpfiges Team, darunter sieben Studenten, nicht einfach nur zu Spenden auf. Sie dokumentieren auch regelmäßig den Fortschritt der aktuellen Projekte. Fotos und Videos der Brunnenbaustellen in Uganda werden in Blogs, auf Facebook und der Webseite veröffentlicht. "Unter dem Motto 'Erlebe deine Hilfe' sollen die Leute sehen und lesen können, dass ihr Geld auch tatsächlich dort ankommt, wo es gebraucht wird", sagt die Heidelberger Studentin. Gespendet wird per Lastschriftverfahren, über PayPal oder auch per SMS.

Im Jahr 2010 war Anna Vikky selbst in Uganda und hat die Hilfsorganisation Emesco begleitet, die von den Spendengeldern die Brunnen errichtete. Es sei erst ihre zweite große Reise in ein Entwicklungsland gewesen, erzählt die Studentin. Mit sieben Jahren war sie für einige Wochen in Sri Lanka, um dort ihre Verwandtschaft zu besuchen. Die Eltern hatten nie genug Geld, um in ihr Heimatland zu reisen, aus dem sie während des Bürgerkriegs nach Deutschland geflüchtet waren. In Düsseldorf arbeiteten sie hart, um ihrer Tochter einen gewissen Wohlstand und vor allem eine gute Ausbildung zu bieten.

"Dafür sorgen, dass diese Welt besser für alle wird"

"Mir ist immer bewusst gewesen, dass meine Lebensumstände und meine Bildung ein Privileg sind", betont Vikky. Wie sich bittere Armut anfühlt, hat sie vielen Erzählungen ihrer Eltern entnehmen können. Trotzdem sei sie auf ihrer Reise durch Uganda geschockt gewesen, unter welch schlechten hygienischen Bedingungen die Menschen dort leben müssen. "Die Wasserquellen sind oft nicht mehr als milchige Tümpel im Busch, die zahlreiche Krankheitserreger in sich tragen."

Ihre Reise hat die Studentin übrigens mit Preisgeldern finanziert. Schon mehrfach errang "2aid" bei Wettbewerben für soziale innovative Projekte den ersten Platz. Bereits 2009 bekam das Internethilfswerk den Preis "NRW denkt nach(haltig)", der mit 1.250 Euro dotiert ist. Im vergangenen Jahr ehrte das Lufthansa Woman's Magazin Anna Vikky als "Netzwerkerin des Jahres". 200.000 Flugmeilen bekommt ihr Hilfswerk nun gratis.

Bislang hat das soziale Engagement ihrem Studium nicht geschadet. Täglich arbeitet Anna Vikky etwa zwei Stunden für ihre kleine Hilfsorganisation - ehrenamtlich, versteht sich. In drei Jahren will sie ihr Examen als Zahnärztin machen und bis dahin auf jeden Fall für "2aid" arbeiten. Denn die Studentin hat eine Vision: "Ich möchte gemeinsam mit anderen dafür sorgen, dass diese Welt zu einer besseren Welt für alle wird."

epd