Gewalt zwischen Christen und Muslimen in Nigeria hält an

Gewalt zwischen Christen und Muslimen in Nigeria hält an
Nach den Anschlägen auf Kirchen an Weihnachten hat es in Nigeria weitere Gewalt gegeben. Im Niger-Delta, wo Christen die Mehrheit der Bevölkerung stellen, warfen Unbekannte am Dienstagabend einen Brandsatz in eine Koranschule. Sieben Kinder wurden dabei verletzt, wie nigerianische Medien am Mittwoch berichteten. In der zentralnigerianischen Stadt Jos wurde eine christliche Familie ermordet.

Aus der Region rund um die nordöstliche Stadt Damaturu, wo sich Soldaten und die radikal-islamische Boko-Haram-Bewegung seit Donnerstag Gefechte liefern, sind unterdessen nach amtlichen Angaben gut 90.000 Menschen geflohen. Der britische Rundfunksender BBC berichtete, ein ganzer Stadtteil von Damaturu sei wegen der Kämpfe inzwischen menschenleer.

Der Nordosten Nigerias wird mehrheitlich von Muslimen bewohnt. Damaturu gilt als einer der Rückzugsräume der Boko Haram, die sich zu den Anschlägen auf vier Kirchen am Sonntag bekennen, bei denen mindestens 40 Menschen starben.

In der Nähe von Jos sollen muslimische Fulani-Nomaden eine vierköpfige, christliche Familie ermordet haben. In den Berichten lokaler Medien blieb aber offen, ob es einen Zusammenhang mit den Anschlägen vom Sonntag gibt. In Jos hat es bereits wiederholt Ausschreitungen zwischen Milizen gegeben, die sich religiös nennen. Hinter den Unruhen stecken aber oft Konflikte um Land und Arbeit, die zwischen einheimischen und zugewanderten Ethnien schwelen.

Spannungen zwischen Christen und Religionen nehmen zu

Nach den Anschlägen an Weihnachten wurde befürchtet, dass die Spannungen zwischen Christen und Muslimen wieder zunehmen. Ausschreitungen großen Stils sind bislang aber ausgeblieben. Das Oberhaupt der Muslime in Nigeria, der Sultan von Sokoto, hatte am Dienstag die Angriffe verurteilt und zur Ruhe aufgerufen.

Boko Haram, ursprünglich eine lokale Bewegung fundamentalistischer Islamisten, hat in den vergangenen Monaten mit immer brutaleren Angriffen auf sich aufmerksam gemacht. Die Gruppe hat Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida. Ende August hatte Boko Haram einen Selbstmordanschlag auf ein UN-Gebäude in Nigerias Hauptstadt Abuja verübt, bei dem 23 Menschen starben. Der Name der Gruppe bedeutet "Alles Westliche ist Sünde". Ihr Gründer Mohammed Yusuf starb 2009 unter ungeklärten Umständen, nachdem die Polizei ihn festgenommen hatte.

epd