Ursprünglich war das Patenmodell ein kleines, regionales Projekt in Fürstenwalde, mittlerweile ist es auf 75 Standorte im gesamten Bundesgebiet mit rund 1200 Paten angewachsen. Die Größe hilft, die Arbeit der Initiative zu verbessern, denn je mehr Menschen mitmachen, desto dichter kann das Netzwerk in die Berufswelt geknüpft werden. Schwer vermittelbare Arbeits- oder Ausbildungsplatzsuchende finden dadurch sogar Stellen, die gar nicht ausgeschrieben waren. Und zwar mit Hilfe ihrer Paten.
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Das Projekt des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz funktioniert so: Erfahrene Berufstätige, zum Teil in höheren Positionen, also Direktoren, Vorstände oder Manager, aber auch Berufsanfänger in soliden Positionen oder Ruheständler melden sich freiwillig. Sie wollen der Gesellschaft etwas von ihren Kompetenzen zurückgeben - aus Dank für ihre eigene gute Stellung.
Ihnen wird beim Patenmodell jeweils mindestens eine Person zugewiesen, die es nicht aus eigener Kraft schafft, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das sind je zu einem Drittel Langzeitarbeitslose (häufig ältere oder Menschen mit Migrationshintergrund), Menschen mit erworbener Behinderung oder Krankheit, die einen Neustart im Beruf versuchen wollen, oder Jugendliche in der Berufsorientierung.
Beispiel: Der Junge, der Koch werden wollte - und wurde
Diesen Menschen hilft der Pate oder die Patin durch persönliche Beratung, Schreiben von Bewerbungen, Kontakte zu möglichen Arbeitgebern oder sogar durch Untertsützung beim Pauken für eine Prüfung. Ein lernbehinderter junger Mann hat zum Beispiel zusammen mit seinem Paten intensiv für die schriftliche Prüfung in seinem Ausbildungsberuf gebüffelt, entgegen allen Prognosen bestanden und arbeitet nun als Koch. Das praktische Arbeiten in der Küche war dem Azubi schon immer leicht gefallen, nur in der Theorie brauchte er Hilfe, erzählt Projektleiterin Jutta Anna Kleber.
Bei den Jugendlichen sei das Ziel, sie ab der siebten oder achten Klasse bis zum Ende der Ausbildung zu begeleiten, so Kleber. Bisher gelinge es zu über 90 Prozent, die jungen Menschen in eine Ausbildung zu bringen. Von den Langzeitarbeitslosen werden über 70 Prozent in einen Job vermittelt, bei den behinderten Menschen liegt die Erfolgsquote immer bei mehr als 40 Prozent.
Beim Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz freut sich sehr über die Auszeichnung mit dem Deutschen Engagementpreis, der an diesem Freitag in Berlin verliehen wurde. Wäre der Preis in der Kategorie "Dritter Sektor" dotiert, dann würde Jutta Anna Kleber die Prämie in Weiterbildungen für die Paten investieren. Die bekommen regelmäßig Coaching-Ausbildungen und Supervision angeboten, um ihren Job als Paten qualifiziert ausführen zu können.
Schwerpunkt Ältere: Ein Konfliktlösungsprojekt in Berlin
Doch die Diakonie hat bei dieser Preisverleihung "nur die Ehre" bekommen, so Projektleiterin Jutta Anna Kleber. Ein Preisgeld von 10.000 Euro gab es nur in der Kategorie "Publikumspreis", den das Online-Projekt abgeordnetenwatch.de aus Hamburg erhielt. Die weiteren Preisträger: In der Schwerpunktkategorie "Engagement von Älteren" wurde der Bundesverband Seniorpartner in School e. V. aus Berlin geehrt, der zu Schulmediatoren ausgebildete Seniorpartner in Schulen schickt, um Kindern und Jugendlichen bei der Lösung von Konflikten zu helfen.
Heinz Frey aus Jülich in Nordrhein-Westfalen wurde in der Kategorie Einzelperson ausgezeichnet. Als in seinem Heimatort das letzte Geschäft schloss, entwickelte er das Konzept DORV - Dienstleistung und ortsnahe Rundum-Versorgung, eine Art moderner Tante-Emma-Laden, in den die Dorfbewohner sich selbst mit Nahrungsmitteln und Dienstleistungen versorgen.
In der Kategorie Politik und Verwaltung gewann die Stadt Augsburg mit dem Büro für bürgerschaftliches Engagement mit dem Bündnis für Augsburg. Hier arbeiten Bürgerschaft, Verwaltung, Politik und Wirtschaft gemeinsam an der Gestaltung ihres Gemeinwesens. Der Deutsche Engagementpreis 2011 in der Kategorie Wirtschaft ging an das Türkische Forum bei Bosch. Die deutsch-türkische Mitarbeiterinitiative in der Robert Bosch GmbH setzt sich mit Bildungsprojekten und Kulturprogrammen aktiv für das Miteinander verschiedener Kulturen ein.
Träger des Deutschen Engagementpreises ist das Bündnis für Gemeinnützigkeit, ein Zusammenschluss der großen gemeinnützigen Dachverbände und Netzwerke des Dritten Sektors sowie von Experten und Wissenschaftlern. Die deutschlandweit wichtigste Auszeichnung für bürgerschaftliches Engagement wurde zum dritten Mal vergeben.