Obwohl ganz nah dran, können sie wohl nicht mehr über die entscheidenden Straßenkämpfe in der libyschen Hauptstadt Tripolis berichten. 37 Journalisten sitzen im Nobelhotel Rixos in der Falle. Kämpfer, die weiterhin loyal zu Diktator Muammar al-Gaddafi stehen, halten die Medienvertreter in Schach.
Der angeschlagene Machthaber hatte die Reporter vor einigen Tagen noch in sein Wüstenland gelassen, in der Hoffnung, sie für seine Sicht der Dinge einspannen zu können. Jetzt, wo die Schlacht für ihn aussichtsloser geworden zu sein scheint, wollen seine Anhänger die Journalisten nicht gehen lassen. Auch einige ausländische Diplomaten, die in dem Hotel abgestiegen waren, sitzen fest.
Die Lage wurde für die Journalisten nach Berichten von Korrespondenten immer dramatischer, nachdem die Rebellen am Dienstag weite Teile der Hauptstadt unter ihre Kontrolle bringen konnten. Am Mittwoch konzentrierten sich die Kämpfe auf zwei Stadtteile. Scharfschützen Gaddafis hätten den Schutz von Bäumen in Parkanlagen gesucht und immer wieder Rebellen ins Visier genommen, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira. Feuergefechte habe es auch in unmittelbarer Nähe des Hotels gegeben.
Das Nobelhotel wird ungemütlich
Das sei zwar glimpflich abgegangen, berichtete BBC-Reporter Matthew Price. Aber es herrsche große Nervosität unter den Journalisten. Wächter würden in den Fluren patrouillieren. Ein Kameramann des britischen Fernsehsenders ITN sei mit einem Schnellfeuergewehr vom Typ AK 74 bedroht worden, als er versuchte habe, auf die Straße zu gehen. "Es ist klar, dass wir das Hotel nicht freiwillig verlassen dürfen", meinte Price. Und selbst wenn, sei nicht vorhersehbar, welche Gefahren um die Ecke lauerten.
In dem Nobelhotel wurde es zunehmend ungemütlicher. CNN-Reporter Matthew Chance berichtete, es gebe nur zeitweise Strom. Bei Nacht liefen die "Gäste" mit Kerzen umher. Sie würden die Räume des Luxushotels nach Essbarem durchsuchen. Und in ihre Zimmer können sie auch nicht mehr: Aus Angst von den Kämpfen etwas abzukommen, verbrachten sie die Nacht lieber in der Lobby oder auf den langen Fluren. Mit Helm und schusssicherer Weste campierten sie auf dem Fußboden.
Wie das libysche Abenteuer für die Ausländer enden wird, stand am Mittwochnachmittag noch in den Sternen. Walter Fauntroy, US-Menschenrechtsaktivist und Pastor, rief jedenfalls seine Landsleute auf, für ihn und die festgesetzten Medienvertreter zu beten.